Kirche auf dem Weg zu Normalisierung bei Homosexualität?

"Es ist etwas in Bewegung gekommen"

Der 62-jährige Pfarrer Ralf Klein hat sich vor Kurzem in der ARD-Doku "Wie Gott uns schuf" "geoutet". Seit der Ausstrahlung hat er den Eindruck, die Haltung gegenüber homosexuellen oder queere Gläubigen normalisiere sich.

Ralf Klein, Superior der Kommunität der Jesuiten in St. Blasien / © Harald Oppitz (KNA)
Ralf Klein, Superior der Kommunität der Jesuiten in St. Blasien / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Jesuit Ralf Klein sieht die katholische Kirche auf dem Weg zu einer entspannteren und "normaleren" Haltung zu homosexuellen und queeren Gläubigen. "Es ist etwas in Bewegung gekommen - in die richtige Richtung. Wir erleben gerade, wie Türen eingerannt werden, die vor kurzem noch geschlossen oder zumindest angelehnt waren", sagte der Jesuit am Mittwoch.

Der 62-jährige Pfarrer aus Sankt Blasien im Landkreis Waldshut ist einer der Protagonisten der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf", bei der sich mehr als 100 Katholikinnen und Katholiken als queer outen und von ihrer Kirche Toleranz und Umdenken fordern.

Katholische Verbände solidarisieren sich mit katholischer queerer Initiative

Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. "Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Anlass sind Äußerungen der Betroffenen zu ihrer Sexualität beziehungsweise ihrer Geschlechteridentität im Rahmen einer bundesweiten Kampagne.

Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol ( shutterstock )

Positive Reaktionen auf #OutInChurch

Auf die TV-Doku und die Socialmedia-Aktion "#OutInChurch" habe er ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen, sagte Klein. Darunter waren mehr als 400 Mails. Bereits während der Fernsehsendung habe sein Handy nicht mehr aufgehört zu klingeln.

Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts

Klein sagte, der nächste Schritt solle eine Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts in Deutschland sein. Bislang können Seelsorger und Erzieherinnen beispielsweise gekündigt werden, wenn sie in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. "Hier braucht es klare Änderungen. Ich bin zuversichtlich, dass dies in der laufenden Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts umgesetzt werden wird." Zuletzt hatten sich auch mehrere katholische Bischöfe offen für Änderungen gezeigt.

Zuletzt outeten sich mehr als 100 Mitglieder der katholischen Kirche im Rahmen der Initiative #OutInChurch als queer, also etwa als homosexuell oder transgender. Sie fordern mehr Anerkennung und wenden sich gegen arbeitsrechtliche Nachteile für nicht-heterosexuelle Kirchenmitarbeiter.

Quelle:
KNA
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