Kirche baut auf Friedhof Haus zum Trauern und Kaffeetrinken

Trauernde begleiten

Die Kirche muss da sein, wo die Menschen sie brauchen - egal, ob katholisch oder nicht. Davon ist Kardinal Reinhard Marx überzeugt. Daher gibt es nun auf dem Münchner Ostfriedhof ein neues Zentrum mit Seelsorge und Café.

Kaffee und Croissant bald auf dem Ostfriedhof in München? / © Alie04 (shutterstock)
Kaffee und Croissant bald auf dem Ostfriedhof in München? / © Alie04 ( shutterstock )

Die Erzdiözese München und Freising schafft am Münchner Ostfriedhof für 12,5 Millionen Euro ein neues offenes Angebot für trauernde Menschen. Kardinal Reinhard Marx wird das Trauerpastorale Zentrum am 16. Juli segnen und damit offiziell eröffnen, wie das Erzbistum am Dienstag mitteilte.

Offen für alle Menschen

Trauernde sollen begleitet und gestärkt werden beim Abschied von einem geliebten Menschen. Seelsorgerinnen und Seelsorger der Erzdiözese böten ihren Beistand an, unterstützt von Ehrenamtlichen. Friedhofsbesucher könnten in einem Café einkehren. Dieses stehe auch für Trauerfeiern zur Verfügung.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Beim jüngsten Jahresempfang der Erzdiözese hatte Marx betont, Kirche müsse da sein, wo die Menschen sie brauchten. Dazu gehöre auch, Trauernden beizustehen. Das neue Zentrum sei für alle offen. Wer aus der Kirche ausgetreten sei, sei weiter Christ. Für Menschen auf dem Friedhof da zu sein, das könne kein Staat und keine Stadt, "das kann nur die Kirche machen", betonte der Kardinal.

Lichtvertikale über drei Stockwerke

Entworfen wurde das Zentrum von den Architekten Lehmann, Tabillion & Castorph. Die Innenarchitektin und Künstlerin Barbara Fuchs habe im Inneren für ein besonderes gestalterisches Element gesorgt. Dabei handle es sich um eine drei Stockwerke durchbrechende Lichtvertikale, die Trauer und Wandel veranschaulichen soll.

 Das neue Zentrum auf dem Ostfriedhof sei für alle offen, sagte Marx / © Stefan Puchner (dpa)
Das neue Zentrum auf dem Ostfriedhof sei für alle offen, sagte Marx / © Stefan Puchner ( dpa )

Insgesamt verfügt der Bau laut Angaben über eine Bruttogeschossfläche von rund 1.500 Quadratmetern. Die Gastronomie sei an den Münchner Inklusionsbetrieb Conviva/Cooperative Beschützende Werkstätten verpachtet.

Das Stichwort: Friedhofskultur

Die Friedhofskultur in Deutschland ist seit 2020 "immaterielles Kulturerbe". Auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission beschloss die Kultusministerkonferenz im März 2020 die Aufnahme in das bundesweite Kulturerbe-Verzeichnis.

Das immaterielle Erbe Friedhofskultur bezieht sich dabei "auf das, was Menschen auf dem Friedhof tun - trauern, erinnern und gedenken" sowie auf das Gestalten, Pflegen und Bewahren. Es sind also nicht die Friedhöfe selbst, die zum Unesco-Welterbe ernannt wurden, das wäre quasi materielles Erbe.

Friedhof im Frühling / © Harald Oppitz (KNA)
Friedhof im Frühling / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA