Kirche in der Türkei hofft auf Politik der Zusammenarbeit

Patriarchen gratulieren

Der katholische Bischof Paolo Bizzeti sieht der weiteren Amtszeit von Präsident Erdogan gelassen entgegen. Probleme habe es bisher nicht gegeben, betonte er. Orthodoxe Patriarchen gratulierten Erdogan unterdessen zum Wahlsieg.

Symbolbild Mann mit türkischen Fahnen / © Alexandros Michailidis (shutterstock)
Symbolbild Mann mit türkischen Fahnen / © Alexandros Michailidis ( shutterstock )

Der Apostolische Vikar in Anatolien, Bischof Paolo Bizzeti, hofft nach der Wiederwahl des türkischen Präsidenten Recep Tayyib Erdogan auf "eine Politik der Zusammenarbeit mit allen politischen, sozialen, religiösen und kulturellen Kräften im Land".

Die Türkei sei ein Land mit vielen Ressourcen und Verschiedenheiten, die nicht vernachlässigt werden sollten, sagte der italienische Jesuit den katholischen Pressediensten Sir und Fides (Montag).

Westen habe einen anderen Blick auf Türkei

Zu den großen Herausforderungen zählt Bizzeti vor allem die Bewältigung der Schäden des schweren Erdbebens, das die Türkei und Syrien Anfang Februar heimgesucht hatte. Dabei könne die Regierung auch auf die Caritas des Landes zählen, so Bizzeti, der auch Präsident der Caritas Türkei ist.

Recep Tayyip Erdogan / ©  Uncredited/POOL Presidency Press Service (dpa)
Recep Tayyip Erdogan / © Uncredited/POOL Presidency Press Service ( dpa )

Erdogan gewann die Präsidentenwahl am Sonntag mit rund 52 Prozent vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu (48 Prozent). Der Westen, so der Italiener Bizzeti, sei auf bestimmte Aspekte fixiert, "während es andere gibt, die für das türkische Volk eindeutig wichtiger sind und die wir unterschätzen".

Für viele Türken sei die internationale Bedeutung, die das Land unter Erdogan erlangt habe, ein ganz wesentlicher Faktor. Erdogan werde von Europa, den USA, Russland oder den Golfstaaten als wichtiger geopolitischer Akteur anerkannt. Erdogan sei eine Führungspersönlichkeit, "die fest im Sattel sitzt und auf internationale Anerkennung und Unterstützung zählen kann".

Geholfen habe dem alten neuen Präsidenten freilich auch, dass die Medien zu großen Teilen in der Hand der Regierung seien. Dass sich Erdogan nur mit rund zwei Millionen Stimmen Vorsprung durchsetzte, zeige allerdings auch die Gespaltenheit des Landes, so Bizzeti weiter.

Christliche Gemeinschaften sehe Ergebnis eher gleichmütig

Die christlichen Gemeinschaften in der Türkei stünden dem Wahlergebnis recht gleichmütig gegenüber, ließ der katholische Ordensmann weiter durchblicken: "Ehrlich gesagt hatte die katholische Kirche nie Schwierigkeiten mit der Regierung Erdogan." Es gebe Fragen, die immer ungelöst gewesen seien, etwa die Rechtspersönlichkeit der katholischen Kirche. Aber das seien Probleme, die auf den Vertrag von Lausanne von 1923 zurückgingen und nicht auf die Regierung Erdogan.

Bartholomaios I., griechisch-orthodoxer Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie (KNA)
Bartholomaios I., griechisch-orthodoxer Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie / ( KNA )

Unterdessen gratulierte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., Präsident Erdogan zum Wahlsieg. Er wünschte ihm eine fruchtbare und erfolgreiche neue Amtszeit zum Wohl aller Bürger, so der griechisch-orthodoxe Kirchenführer.

Auch der Moskauer Patriarch Kyrill I. beglückwünschte Erdogan. Das Ergebnis zeige, dass die Bürger der Reformpolitik vertrauten, die Erdogan in Gesellschaft und Wirtschaft vorantreiben, hieß es in dem Glückwunschschreiben aus Moskau. Zwischen Russland und der Türkei bestünden enge Bindungen, "für deren Stärkung Sie und Ihre Partner in den vergangenen Jahren hart gearbeitet haben".

Kyrill hoffe zudem, dass das Handeln des türkischen Präsidenten künftig auf die Entwicklung guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern abzielen werde.

Orthodoxe Kirche

Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).

Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus (shutterstock)
Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus ( shutterstock )
Quelle:
KNA