DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn beim Krisenstab des Bistums Osnabrück bisher für Hochwassermeldungen bekommen?
Philip Hergt (Leiter der Arbeitssicherheit im bischöflichen Generalvikariat Osnabrück und Mitglied im Krisenstab des Bistums): Das ist ganz unterschiedlich. Es melden sich zum Beispiel Einrichtungen, die vom Hochwasser bedroht sind, wo es darum geht, den Betrieb zu sichern oder auch Sandsäcke zu organisieren, die technische und elektrische Infrastruktur zu sichern. Aber das geht auch bis hin zu Zurverfügungstellung von kirchlichen Einrichtungen und Gebäuden für die lokalen Behörden vor Ort – das sind mannigfaltige Anfragen.
DOMRADIO.DE: Also sind Sie dann eigentlich auch so eine Art Notfallretter für Installationsaufgaben.
Hergt: Wir nehmen natürlich nicht die Installationen oder die Platzierung der Sandsäcke in den einzelnen Einrichtungen vor.
Der Krisenstab ist bei uns so aufgebaut, wie er das auch bei Behörden oder Kommunen ist und wir versuchen dann – maßgeblich über Netzwerke oder eigene Ressourcen, die wir für solche Situationen vorhalten – zu unterstützen, Kontakte zu knüpfen und da einzuspringen, wo gegebenenfalls Lücken sind.
DOMRADIO.DE: Der Krisenstab wurde vorübergehend für Hochwasserrückmeldungen umgewidmet. Da sitzt auch der Weihbischof Johannes Wübbe mit drin. Haben Sie eine Idee, wie lange dieser Krisenstab ein Hochwasser-Krisenstab wird sein müssen?
Hergt: Nein, ich würde nicht sagen, dass wir ihn umgewidmet haben. Er ist ja generell allen außergewöhnlichen Situationen und Ereignissen gewidmet – und das ist schwer abzusehen. Denn wir werden ja erst, wenn das Wasser auch wieder abfließt, sehen, welche Schäden entstanden sind.
Zudem besteht auch bei sinkenden Pegeln nochmal ein Risiko für Deiche und Sicherungsanlagen, sodass wir sicherlich noch ein paar Tage, vielleicht auch sogar Wochen auf Empfang sein werden.
DOMRADIO.DE: Warum ist es so wichtig, dass Betroffene rund um die Uhr jemanden haben, an den sie sich wenden können?
Hergt: Ich glaube, das hat auch etwas mit einer gewissen Sicherheit und Entlastung zu tun. Das sind ja außergewöhnliche Situationen, das sind normale Menschen, die normal reagieren auf ungewöhnliche Situationen.
Wenn man dann weiß, man hat eine Nummer, an die man sich immer wenden kann, und da gehen Menschen ans Telefon, die sich mit der Materie auskennen und entsprechende Netzwerke haben, dann gibt das in einer solchen Ausnahmesituation auch noch einmal Sicherheit und Rückhalt.
DOMRADIO.DE: Sind Sie denn dann auch so etwas wie eine Art Seelsorger am Telefon? Oder geht es da wirklich darum zu sagen: Wen kann ich da jetzt wann, wo und wie hinschicken?
Hergt: Ich glaube, diese Komponente schwingt immer ein Stück weit mit, dass man den Leuten Sicherheit vermitteln und auch eine gewisse eigene Wirksamkeit mitgeben kann. Das ist sicherlich ein Bestandteil der Maßnahmen, da auch ein bisschen betreuend einzuwirken.
DOMRADIO.DE: Jetzt herrscht ja dieser Dauerregen und auch diese drohende Hochwassergefahr nicht erst seit gestern. Das war auch schon über die Weihnachtstage so. Waren Sie in irgendeiner Weise betroffen?
Hergt: Wir privat: Gott sei Dank nicht. Ich selbst bin aber in meinem Ehrenamt vom 23. bis zum 26. Dezember in Teilen im Einsatz mit einem Stab einer Feuerwehr gewesen und habe dort hautnah miterlebt, was das gerade an den Feiertagen mit den Menschen macht, wenn man sich eigentlich mit der Familie zusammensetzen möchte, Zeit verbringen möchte, auf die man sich das Jahr gefreut hat.
Das ist sowohl bei den Helferinnen und Helfern als auch bei den Betroffenen eine ganz besondere Situation. Wobei wir da eine große Unterstützung, eine große Herzlichkeit auch bei den Betroffenen erfahren haben.
Bei uns auf der Wache hat es Weihnachten dann auch irgendwann zu späterer Stunde noch mal die Weihnachtsgeschichte gegeben.
DOMRADIO.DE: Gibt es etwas, das Sie so als Ad-hoc-Tipp allen Leuten sagen können, die Gefahr laufen, durch das Hochwasser in Schwierigkeiten zu bekommen?
Hergt: Das ist schwierig, weil die Gründe unterschiedlich sein können. Das kann drückendes Grundwasser sein, das können offene Kanalisationen sein, die Wasser zurück spülen oder teilweise auch durchgespülte, durchgeweichte Deiche.
Wichtig ist es, sich für eine Sachwertsicherung nicht selbst in Gefahr zu begeben, also tiefer gelegene Bereiche zu meiden. Man sollte sich darauf verlassen, dass die Maßnahmen der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben darauf abgestellt sind, ein größtmögliches Maß an Sicherheit zu schaffen, und deren Handlungsanweisungen sinnvoll sind.
Das Interview führte Hilde Regeniter.