Kirche in Mexiko verstärkt Einsatz gegen Gewalt

14.000 Morde in der ersten Jahreshälfte

Angesichts einer überbordenden Gewalt in Mexiko verstärkt die katholische Kirche ihr gesellschaftliches Engagement. Kirchenvertreter wollen der Opfer gedenken, darunter auch zwei ermordeter Jesuiten, und sich für Frieden einsetzen.

Mexikanische Soldaten gehen hinter einer Barrikade aus Autoreifen vor Demonstranten in Deckung / © Eduardo Verdugo (dpa)
Mexikanische Soldaten gehen hinter einer Barrikade aus Autoreifen vor Demonstranten in Deckung / © Eduardo Verdugo ( dpa )

Für kommenden Sonntag haben die Bischofskonferenz, die Konferenz der höheren Ordensoberen sowie der jüngst von zwei Morden an Geistlichen betroffene Jesuitenorden alle Gläubigen dazu aufgerufen, Fotos von Freunden oder Familienmitgliedern, die durch Gewalt ums Leben gekommen sind oder vermisst werden, in die Gottesdienste mitzubringen.

Ein Nationalgardist bewacht Tupilejo (Mexiko), an dem es am Stadtrand von Mexiko-Stadt zu einer Konfrontation mit einer Gruppe von Kriminellen kam, bei der mehrere Polizisten verletzt wurden. / © Marco Ugarte (dpa)
Ein Nationalgardist bewacht Tupilejo (Mexiko), an dem es am Stadtrand von Mexiko-Stadt zu einer Konfrontation mit einer Gruppe von Kriminellen kam, bei der mehrere Polizisten verletzt wurden. / © Marco Ugarte ( dpa )

Alle Priester sollten ein besonderes Gebet für die Ermordeten oder Verschwundenen sprechen und "um Wahrheit und Gerechtigkeit sowie um Trost für ihre Angehörigen bitten", hieß es in einem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten gemeinsamen Schreiben von Bischofskonferenz und Ordensgemeinschaften.

Friedensarbeit notwendig

Man wolle eine Geste des Willkommens setzen sowie des "Gedenkens an das Leiden Christi in unserem Land", so die Kirchenspitzen. Jetzt sei die Zeit, "um unser durch die Gewalt beschädigtes soziales Zusammenleben wieder aufzubauen" und für den Frieden zu arbeiten.

Froh äußerten sich die Bischöfe und Ordensvertreter zudem über den enormen Widerhall eines Gebetstages für Frieden im Land, bei dem bereits am 10. Juli insbesondere der ermordeten Priester und Ordensleute gedacht wurde. Neben Pfarren, Laienbewegungen und Orden hätten sich auch andere religiöse Gemeinschaften und gesellschaftliche Gruppen angeschlossen, hieß es. Auch für den letzten Julisonntag - der 31. Juli ist auch Gedenktag des Jesuiten-Gründers Ignatius von Loyola - kündigten die Kirchenvertreter Aktionen und einen "Tag des Gebets für die Bekehrung der Täter" an.

Starke Zunahme von Gewaltdelikten

Andres Manuel Lopez Obrador, Präsident von Mexiko / © Marco Ugarte/AP (dpa)
Andres Manuel Lopez Obrador, Präsident von Mexiko / © Marco Ugarte/AP ( dpa )

Derzeit durchlebt Mexiko eine der gewalttätigsten Phasen seiner jüngeren Geschichte. In den ersten dreieinhalb Jahren der Regierung von Präsident Andres Manuel Lopez Obrador wurden über 121.000 Tötungsdelikte registriert. Damit dürften in den zweieinhalb Jahren der noch verbleibenden Amtszeit die mehr als 156.000 Morde in den sechs Jahren der Regierung seines Vorgängers Enrique Pena Nieto übertroffen werden, so Beobachter.

In der ersten Jahreshälfte 2022 wurden bisher erneut 14.000 Morde registriert, zudem liegen derzeit 18 der 50 Städte mit der weltweit höchsten Gewaltrate in Mexiko. Auch die katholische Kirche zählt zu den Opfern: Einem aktuellen Bericht des Centro Catolico Multimedial (CCM) zufolge wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten ein Kardinal und 57 katholische Priester in Mexiko ermordet.

Kirche in Mexiko

Mexiko ist nach Brasilien das größte katholische Land der Welt. Nach Vatikanangaben sind mehr als 90 Prozent der rund 120 Millionen Mexikaner Katholiken. Andere Quellen nennen etwas niedrigere Zahlen.

Unter den spanischen Eroberern erfolgte die Christianisierung der indianischen Urbevölkerung im 16. Jahrhundert oft unter Zwang und mit brutaler Gewalt. Die Methoden wurden von der Inquisition weitgehend gebilligt oder auch angeordnet.

Kathedrale in Mexiko City / © Victor SG (shutterstock)
Quelle:
KNA
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