Kirchen kritisieren zweite Sammelabschiebung nach Afghanistan

Sicherheit vor Politik

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben die zweite Sammelabschiebung von abgelehnten Asylbewerbern nach Afghanistan kritisiert. Niemand dürfe in eine Region zurückgeschickt werden, in der sein Leben bedroht sei.

Diskussion um Abschiebung / © Jens Büttner (dpa)
Diskussion um Abschiebung / © Jens Büttner ( dpa )

So heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die am Dienstag in Bonn veröffentlicht wurde. Die Sicherheit der Person müsse Vorrang vor "migrationspolitischen Erwägungen" haben, betonten der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, und der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Rekowski.

Am Montagabend waren 26 Afghanen mit einer Chartermaschine zurück in ihr Herkunftsland gebracht worden. Dabei habe sich die Sicherheitslage in dem Land im Verlauf des vergangenen Jahres verschlechtert, so Heße. Die Zahl der Binnenflüchtlinge sei angestiegen, Beobachter berichteten teils von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. "Wenn die Sicherheitslage prekär ist, sind auch die Menschenrechte in Gefahr", fügte Rekowski hinzu.

Einzelfallprüfungen

Die beiden Kirchen sprechen sich nicht grundsätzlich dagegen aus, dass Personen, die in Deutschland keine Bleibeperspektive haben, in ihre Heimat zurückgeführt werden. Wenn dies entschieden werde, trage Deutschland jedoch die Verantwortung für das Wohlergehen der Betroffenen. "Es muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob Gefahren für Leib und Leben drohen und ob eine Rückkehr tatsächlich zumutbar ist", mahnten Heße und Rekowski. Rückgeführte Personen sollten zudem weiterhin dabei unterstützt werden, für sich und ihre Familien ein menschenwürdiges Leben aufzubauen.

Die Kontroverse über Abschiebungen nach Afghanistan dauert seit längerer Zeit an. Eine erste Sammelabschiebung in das Land hatte vor Weihnachten für Diskussionen gesorgt. Nach Angaben der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl wurden im gesamten Jahr 2016 deutlich mehr Asylanträge von Afghanen abgelehnt.


Quelle:
KNA