"Wir stehen an der Seite unserer Nachbarinnen und Nachbarn" steht auf dem Transparent, das prominente Vertreter der großen Glaubensgemeinschaften durch Köln tragen. Weihbischof Rolf Steinhäuser ist dabei, ebenso wie der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und viele andere.
Eingeladen dazu haben das Stadtdekanat Köln, der Katholikenausschuss und der evangelische Kirchenverband Köln. Angeschlossen haben sich an diesem Abend um die 300 Bürgerinnen und Bürger der Kölner Stadtgesellschaft, darunter auch viele Muslime. Einige tragen ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Liebe für Alle. Hass für Keinen. Muslime für den Frieden". Sie alle wollen ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus.
"Es bedrückt uns", sagt Bernhard Seiger, "dass eine Studie des Landes Nordrheinwestfalen ergeben hat, dass 24 Prozent der Bevölkerung in NRW antisemitische Einstellungen äußern. Deshalb müssen wir unsere Zivilcourage sichtbar machen und Zeichen setzen".
Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine ist besorgt darüber, dass sich immer mehr Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen und darüber nachdenken, nach Israel auszuwandern. "Wir möchten, dass ihr hierbleibt", sagt er, "dass ihr eueren Glauben in unserer Stadt frei und ohne Sorgen leben könnt".
Der Schweigegang ist ein stilles Zeichen der Solidarität – ohne skandierte Parolen und Fahnen. Die Teilnehmenden bekommen eine Kerze, ein Licht wird weitergegeben. Ziel des Schweigegangs ist die Kölner Synagoge in der Roonstraße. Dort stellen die Bürgerinnen und Bürger ihre Kerzen ab und beten gemeinsam.