Es klingt nach Fast Food, McDonald's und Burger King - und das ist auch so beabsichtigt: Einen "Drive-In-Segen" bietet die katholische Kirchengemeinde Sankt Laurentius in Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg am Samstag (20. Juli) an. Die ungewöhnliche Aktion ähnelt einem Schnellrestaurant, an dem man kurz mit dem Auto vorfährt, seine Bestellung vom Fahrzeug aus aufgibt und sich dann das Bestellte abholt und weiterfährt.
Das Angebot richte sich an Führerscheinneulinge und Fahranfänger, "aber auch alle, die mit dem Auto oder anderen Fahrzeugen unterwegs sind", teilte die Gemeinde mit. Zum "Drive-In-Segen" könne man spontan und ohne Voranmeldung vorbeikommen. Mitinitiator der Aktion ist Sebastian Schmid, Bildungsreferent im Bischöflichen Jugendamt des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Schmid sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), damit wolle man vor allem "der Lebenswelt junger, moderner Menschen näherkommen", die oft darin bestehe, "sich nicht binden zu müssen und nicht irgendwo Mitglied sein zu müssen".
Neuartige Aktion erinnert an den "Segen to go"
Es sei auch für die Kirchengemeinde "ein Versuchsballon", ein Experiment. "Ob es Auto-Schlangen geben wird, wissen wir nicht." Erfahrungswerte aus anderen deutschen Diözesen, auf die man zurückgreifen könnte, seien ihm nicht bekannt, sagt Schmid. "Die Idee hatten wir." Nur in Österreich fänden sich ein paar vergleichbare "Drive-In-Segen"-Aktionen.
Ähnliche Angebote waren bereits in der Corona-Zeit entstanden: Sternsinger boten einen "Segen to go", es gibt den "Gottesdienst to go", oder zuletzt vor Ostern am Gründonnerstag in Fulda: eine ökumenische "Fußwaschung to go".
Aus einem "Menü" den gewünschten Segen auswählen
Vier Stunden lang soll am Nachmittag des 20. Juli vor der Laurentiuskirche in Bietigheim-Bissingen der "Drive-In-Segen" gespendet werden - zwischen 14.00 und 18.00 Uhr. Vorher könne man - wie bei McDonald's oder Burger King - aus einer Art Menü per Stelltafel auswählen: Urlaubssegen, Segen für Fahranfänger, Familienreise-Segen, Pilgersegen, Segen mit besonderen Anliegen.
Dann fährt man durch ein eigens aufgebautes, etwa drei Meter hohes Tor, stoppt kurz und bekommt durch das Seitenfenster den Segen zugesprochen. Dem Segen könne auch ein kurzes Gespräch vorangehen. "Ich will mehr als nur ein Standardmenü anbieten", sagt Schmid, der Pastoralreferent ist.
Der Einzelne im Fokus
Es gehe immer um den einzelnen Menschen. "Bevor ich dich segne, möchte ich wissen, warum du da bist, wie du tickst, was dich motiviert", so Schmid. Manch einer starte vielleicht in einen aufregenden Abenteuerurlaub, ein anderer fahre vielleicht zum ersten Mal mit Papas Auto und hoffe, ohne Kratzer zurückzukommen.
"Und dann spreche ich den Segen - mit Weihwasser", sagt Schmid. So werde auch "die andere Ebene" deutlich, das Spirituelle. Denn das Ganze solle zwar humorvoll geschehen, "aber nicht ins Flapsige abdriften". Bei der Aktion werde auch Gemeindepfarrer Roland Deckwart dabei sein, zumindest zeitweise.
Christophorus-Aufkleber gratis: "Komm heil an!"
Der Segensspruch laute zum Beispiel: "Herr und Gott, kurz vor den Ferien stehen wir vor dir und bitten dich: Segne dieses Fahrzeug und beschütze alle vor Unglück und Schaden, die in Beruf und Freizeit darin unterwegs sind. Gib, dass der Straßenverkehr und alle Teilnehmer sicher bleiben: menschlich, rücksichtsvoll und hilfsbereit. Das gewähre uns durch Christus, unseren Herrn."
Umgangssprachlich würde man vielleicht sagen: Fahre nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann. Außer dem gesprochenen Reisesegen gibt es dann noch einen kostenlosen Aufkleber mit dem Heiligen Christophorus und der Aufschrift: "Komm heil an!". Christophorus, dessen Gedenktag der 24. Juli ist, ist der Schutzpatron aller Reisenden.
Der Drive-In-Segen sei zwar nicht mit einem Gottesdienstbesuch vergleichbar - so wie ein Schnellrestaurant-Happen eine andere Qualität habe als ein festliches Essen in einem Restaurant. Doch der Segen im Vorbeifahren ist vielleicht etwas für jene, die himmlischen Beistand für zwischendurch brauchen, kurz vor dem Aufbruch ins Ungewisse einer Reise: gewissermaßen Fast Food für die Seele.