Der babylonische König Belsazar feierte ein rauschendes Fest, bei dem er und seine Gäste aus heiligen Gefäßen trinken, die sein Vater im Tempel von Jerusalem erbeutet hatte. Dann plötzlich erschien eine geisterhafte Schrift an der Wand seines Palastes. Er verstand nicht und ließ Schriftgelehrten herbeirufen, die aber den Text nicht entziffern konnten. Daraufhin führte man Prophet Daniel herbei.
Er las: "Mene mene tekel u-pharsin". Daniel interpretiert das Orakel mit Hilfe ähnlich klingender aramäischer Verben: gezählt, gewogen und geteilt. Er deutete dies als Untergangs-Prophezeiung des Reiches. Noch in der gleichen Nacht wurde Belsazar von seinen Knechten erschlagen.
Diese Erzählung über Belsazar stammt aus dem Alten Testament der Bibel. Eine geisterhafte Schrift. Solch unheimliche Geschichten finden sich auch in der Bibel.
Deshalb werden in der Evangelischen Kirchengemeinde Einhausen, in der Nähe von Worms am Samstag "Biblische Gruselgeschichten" gelesen. Die Gemeinde bietet damit für Kinder im Grundschulalter eine Alternative zu Halloween. Einen Tag lang beschäftigen sich Kinder mit Angst und Glaube. Dabei ist die Gemeinde nicht alleine. Auch in den katholischen Bistümern bieten Gemeinden immer häufiger rund um Halloween Gegenangebote an, die bisweilen augenzwinkernd dem kommerziellen Kürbisfest etwas entgegensetzen wollen.
Spiele, Spaß und der Glaube
Katja Folk hat für die Kinder in Einhausen die Bibelstunde organisiert. Auch sie sieht Halloween und Gruselgeschichten sehr gelassen. "Ich denke, das Spielen mit der Angst ist etwas, was den Kindern Spaß macht. Und warum nicht die Kinder da abholen, wo ihnen etwas Freude bereitet?" Wichtig sei ihr aber zu vermitteln, dass die Kinder die Angst auch bei Gott abgeben könnten, einem Gott, der in der biblischen Überlieferung immer wieder "Füchte Dich nicht" ruft.
Um das den Kindern näher zu bringen, greift die Referentin für Kindergottesdienste auf symbolische Gesten zurück. "Wir werden mit Steinen Angst ablegen und für ein helles Licht gegen die Angst Kerzen anzünden". Gemäß der biblischen Erzählung von der unsichtbaren Hand können die Kinder das Buffet mit Würstchenfingern herrichten, andere können basteln. Klingt ähnlich wie bei Halloweenpartys, nur dass im Hintergrund der Inhalt der Bibel und der Glaube thematisiert werden.
Deswegen bietet die Evangelischen Kirchengemeinde Einhausen solche Bibel-Tage drei bis viermal im Jahr an. "Wir haben festgestellt, dass dieses Format etwas ist, was Kinder und auch Eltern anspricht", sagt Folk. Das komme einfach mittlerweile besser an, als ein sonntäglicher Kindergottesdienst.
