Dass er jedoch zurückhaltend agiere, liege ganz auf diplomatischer Linie des Vatikan, sagte der Berliner Kirchenhistoriker Stefan Samerski am Donnerstag im Deutschlandfunk. Es sei wichtig, dass sich der Papst als moralische Instanz nicht von der einen oder anderen Kriegspartei instrumentalisieren lasse, so Samerski weiter.
"Er kommt erst dann ins Spiel, wenn es um Friedensverhandlungen geht." Durch seine vorangegangene Neutralität könne der Papst dann als "ehrlicher Makler" auftreten, erklärte der Kirchenhistoriker und Priester. "Einer der vornehmsten Aufgaben des Papstes ist es ja, den Frieden zu vermitteln und den Frieden zu fördern."
Niederschwelliger Effekt
Dabei ist mit Frieden laut Samerski jedoch nicht zwingend schon das endgültige Schweigen der Waffen gemeint. Päpstliche Friedensinitiativen könnten allerdings Effekt auf niederschwelliger und humanitärer Ebene haben.
Im Ukrainekrieg könne das etwa ein Hinwirken auf Gefangenenaustausch oder die Rückführung von ukrainischen Kindern sein, die von Russland entführt worden sein sollen. "Da ist der Papst eine Größe und hat ein Potenzial, das man ausschöpfen sollte", betonte der Kirchenhistoriker.