"Wer aus Gewohnheit oder Resignation die Spaltungen zwischen den Christen ignoriert, duldet die Verunreinigung der Herzen, die einen fruchtbaren Boden für Konflikte bildet", so der Papst.
Angesichts des Ukraine-Krieges müssten alle Kirchen sich fragen, was sie getan haben und noch tun können, um zu einer friedlichen Weltgemeinschaft beizutragen.
Die bisherige ökumenische Bewegung, so Franziskus weiter, sei von der Einsicht getrieben gewesen, dass konfessionelle Spaltungen zum politischen und militärischen Unfrieden vielfach beigetragen haben.
Auf Gottes Hilfe vertrauen
Angesichts der Barbarei des Ukraine-Krieges müsse diese Sehnsucht neu genährt werden. Die christliche Friedensbotschaft könne nur dann glaubwürdig sein, "wenn sie von Christen verkündet wird, die endgültig in Jesus, dem Friedensfürsten, versöhnt sind". Christliche Liebe und Geschwisterlichkeit müsse "über die Grenzen der eigenen Gemeinschaft und Nation hinausgehen".
Im Übrigen habe die Pandemie gezeigt, dass alle Christen die gleiche Zerbrechlichkeit teilten und nur auf Gottes Hilfe vertrauen könnten.
Diese gemeinsame Schwäche habe Christen einander näher gebracht. Im weiteren ökumenischen Dialog dürfe diese Erfahrung nicht verloren gehen. "Es ist einem Christen heute nicht mehr möglich, nicht mehr praktikabel, in seiner Konfession allein zu bleiben. Entweder bewegen wir zusammen vorwärts oder wir bewegen uns gar nicht", mahnte der Papst.
An den Beratungen des Päpstlichen Ökumenerates, der seit Dienstag im Vatikan tagte, hatten erstmals Vertreter anderer Konfessionen - wenn auch online - teilgenommen. Dabei trugen sie ihre Überlegungen zu einem gemeinsamen Ostertermin von Ost- und Westkirchen sowie zum bevorstehenden 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa (325 n.Chr.) vor.
Das Konzil nahe des heutigen Istanbul formulierte das wichtigste christliche Glaubensbekenntnis und klärte grundsätzliche Fragen zum Verhältnis zwischen Jesus von Nazareth und Gottvater.
Im Jahr 2025 ein Heiliges Jahr geplant
Da 2025 in der katholischen Kirche ein Heiliges Jahr geplant sei, müsse dies eine "bedeutsame ökumenische Dimension" haben. Zugleich, so Franziskus weiter, erinnere der synodale, wenn auch nicht immer konfliktlose Umgang der frühen Kirche im vierten Jahrhundert die katholische Kirche heute daran, dass sie selbst noch synodaler werden müsse.
Wie die vatikanische Ökumenebehörde auf ihrer Website mitteilte, sprachen die Theologinnen und Theologen unter Leitung von Kardinal Kurt Koch bei ihren dreitägigen Beratungen zudem über ein Studiendokument des Rates mit dem Titel "Der Bischof von Rom: Primat und Synodalität im ökumenischen Dialog". Auch war per Videoschaltung der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew zugeschaltet. Er ist selbst Mitglied des Ökumenerates und sprach über die ökumenischen Konsequenzen des Ukraine-Krieges.
Die letzte Plenumssitzung des Rates fand im November 2021 online statt. Dabei war es um Ökumene in der Pandemie gegangen. Davor tagte der Rat letztmals im September 2018 zum Thema "Pfingstler, Charismatiker und Evangelikale: Auswirkungen auf das Konzept der Einheit".