"Vielleicht werden die Libanesen, mit ihre eigenen Willen und durch demokratische und friedliche Mittel, diese herrschende Clique austauschen, die sie in Bankrott Hunger gebracht hat", sagte Patriarch Ignace Youssif III. Younan mit Blick auf die für Frühjahr angesetzten Parlamentswahlen im Libanon in seiner am Samstag vom arabisch-christlichen Portal "Abouna" veröffentlichten Weihnachtsbotschaft.
Vielleicht könnten die Wahlen so eine neue politische Autorität schaffen, die die Interessen der Libanesen und die Souveränität des Landes vertrete und das Land so zurück zu WOhlstand und Entwicklung führe, so Younan.
Blick in die Region
In seiner Weihnachtsbotschaft rief der Kirchenführer erneut zur Freilassung aller entführtet Bischöfe, Priester und Laien auf. Unter anderem von zwei im April 2013 in Syrien entführten Bischöfen, dem griechisch-orthdoxen Erzbischof Boulos Yazigi und dem syrischen Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, fehlt weiterhin jede Spur.
Mit Blick auf Syrien mahnte der Patriarch, dass die Interessen großer Länder weiterhin das Schicksal der syrischen Nation bestimmten. Trotz der Anstrengungen der syrischen Regierung und ihrer Freunde kämpfe das Land immer noch damit, "aus dem dunklen Tunnel herauszukommen, der das Land gespalten und Millionen seiner Kinder vertrieben hat". Nur der Wiederaufbau des Landes durch seine Bürger werde Brüderlichkeit und Stabilität zurück nach Syrien bringen. Positiv bewertete Younan die Entwicklungen in Ägypten, dessen politische Führung Gutes für alle Bürger tue.
Patriarch Rai warnt vor "politischer Tyrannei" im Libanon
Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat den erneuten politischen Stillstand im Land kritisiert. "Es gibt solche, die die Menschen an die Abwesenheit der Verfassungsorgane und anderer staatlicher Organisationen gewöhnen wollen, um einen anderen Libanon zu schaffen, der sich selbst nicht ähnelt", sagte er laut Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur "NNA" (Samstag) in seiner Weihnachtspredigt.
Die Regierung dürfe sich nicht auf Kosten des verfassungsmäßigen Willens einer politischen Tyrannei unterwerfen. Stattdessen müsse das Land gerettet werden, "indem das Projekt der Neutralität des Libanon angenommen wird". Rai rief dazu auf, denjenigen den "Deckmantel der Legitimität" zu entziehen, die der Einheit des Staates und dem nationalen Zusammenleben schadeten.
Die am 10. September gebildete Regierung von Nadschib Mikati ist laut örtlichen Medienberichten seit dem 12. Oktober nicht mehr zusammengetreten. Grund sei, dass die schiitischen Minister die Absetzung des Richters forderten, der mit der Untersuchung der tödlichen Explosionen im Hafen von Beirut am 4. August 2020 betraut ist.