Kaum ein katholischer Priester aus Mexiko ist innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen so bekannt wie Alejandro Solalinde. Für sein Engagement für Migranten, die auf dem Weg durch Mexiko in Richtung US-Grenze unterwegs sind, erhielt der 79-Jährige unter anderem den nationalen Menschenrechtspreis.
Zahlreiche internationale TV-Dokumentationen berichteten über die humanitäre Arbeit des mexikanischen Geistlichen. Für ein paar Tage war er kurz vor Amtsantritt des linkspopulistischen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador 2018 gar als Migrationsbeauftragter der Regierung im Gespräch.
Solalinde lehnte das Angebot ab - und konzentrierte sich weiter auf seine Arbeit. Sechs Jahre später gerät er erneut in den medialen Fokus - diesmal jedoch mit kritischen Schlagzeilen. Eine Verbalattacke kam etwa von Francisco Garduno.
Der bisherige Leiter der nationalen Migrationsbehörde INM verabschiedete sich vergangene Woche von seinem Amt und würzte dies mit einem Angriff auf Solalinde und Menschenrechtsorganisationen im Allgemeinen.
Ärger mit der Migrationsbehörde
Diese seien im Grunde Migrationsorganisationen, die von dem Geschäft lebten, so Garduno. Der scheidende Politiker wurde persönlich: "Ich wage zu behaupten, dass Pater Solalinde selbst ein "Pollero de Dios" (sinngemäß: Schlepper Gottes) ist."
Solche Aktivisten, so Garduno, förderten erst die Ankunft immer neuer Migrantentrecks - um dann deren Behandlung durch die Regierung zu beklagen.
"Aber sie tun nichts, um das Problem zu lösen", sagte Garduno. Noch im vergangenen Jahr soll Lopez Obrador den landesweit populären Solalinde gebeten haben, ein Gespräch mit dem INM-Direktor zu führen, um die Arbeit der Behörde zu verbessern.
Das soll zu einer Rücktrittsforderung des Geistlichen gegen Garduno geführt haben. Der bekannte Menschrechtler Alberto Xicotencatl sagte nun in einem Radio-Interview: "Der Dialog zwischen dem INM und der Zivilgesellschaft ist gescheitert."
Solalinde forderte die neue mexikanische Regierung indes auf, die Migrationspolitik grundsätzlich zu überdenken.
Präsidentin Claudia Sheinbaum, wie Vorgänger Lopez Obrador aus der linkspopulistischen Bewegung Moreno, verfüge zwar über die notwendigen Instrumente, um den Herausforderungen durch die künftige US-Regierung gerecht zu werden.
Er bezweifle aber, dass der neue Leiter der Migrationsbehörde, Sergio Salomon Cespedes, über die notwendige Erfahrung verfüge, um der Behörde neue Impulse zu geben, so Solalinde.
Neue Herausforderungen durch Trump
Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte vor und nach seiner Wahl die "größte Abschiebungswelle" in der Geschichte Amerikas angekündigt.
Den bisherigen "Rekord" in Sachen Massenabschiebungen hält Barack Obama (2014), auch Joe Biden schob in den vergangenen zwölf Monaten mehr ab als in den vier Amtsjahren seines Vorgängers Donald Trump: 271.484 Menschen.
Unterdessen erklärten mexikanische Menschenrechtsaktivisten wiederholt, es sei notwendig, sich den tatsächlichen Fluchtursachen zu widmen.
"Die mexikanische Regierung unter Claudia Sheinbaum, die Öl an die kubanische Regierung liefert, sollte sich kritisch von diesem Regime distanzieren, das seit mehr als 60 Jahren daskubanische Volk verarmen lässt und seine Abwanderung begünstigt", sagte Irineo Mujica, Direktor der Organisation "Volk ohne Grenzen".
Das gelte auch für die Machthaber in Venezuela und Nicaragua, betonte Mujica. Diese Länder stellen derzeit den größten Anteil der Migrationsströme in Richtung USA.