DOMRADIO.DE: Wie müssen wir uns einen Klosteraufenthalt im Schweigen vorstellen?
Dr. Carl Möller (Leiter des Klosters Vinnenberg im Münsterland): Die Leute reisen am Donnerstagabend, es gibt ein gemeinsames Essen. Dann beginnt das Schweigen. Gäste, die an einem Kurs teilnehmen, bekommen eine Einführung ins Schweigen und werden langsam hingeführt. Die Einzelgäste werden von einem Kollegen hingeführt, wie sie die Tage gestalten können. Sie kommen aber eher zum Spazierengehen und machen keine präzise Einführung in das Schweigen.
DOMRADIO.DE: Welche Anleitung bekommen die Gäste von Ihnen?
Möller: Wir sind als Kloster bekannt dafür, dass wir Einführungen geben in die sogenannte Kontemplation. Das ist ein schwieriges und unbekanntes Wort für viele, nennen wir es mal Meditation. Die Gäste bekommen Übungen, die schon auf das dritte bis vierte Jahrhundert nach Christus zurückgehen.
In der Geschichte der Spiritualität der Kirche gab es immer wieder Bewegungen, die das wiederbelebt haben. In unserem Haus wird schon seit fast 50 Jahren diese Tradition gelehrt.
DOMRADIO.DE: Wie viel Disziplin ist nötig, um das Schweigen zu schaffen?
Möller: Man muss es wollen, man muss sich entschieden haben. In der Regel klappt das gut. Wir reden nicht untereinander, aber ich biete immer Einzelgespräche für die Leute an, damit sie besser damit umgehen können.
Schweigen bedeutet noch nicht, zur Stille gefunden zu haben. Schweigen bedeutet nicht einfach nur, "die Klappe zu halten". Da kommt viel hoch, nicht nur die angenehmen und schönen Dinge des Lebens.
DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen aus den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Münster kommen denn zu Ihnen?
Möller: Es haben sich 14 Leute angemeldet, das ist die Obergrenze. Ich muss das wirklich gut im Griff haben und Zeit für die Leute haben. Wir leiten immer zu zweit. Es gibt auch Yogaübungen, weite Spaziergänge und vieles mehr.
DOMRADIO.DE: Warum, glauben Sie, kommen so viele Menschen zu Ihnen ins Kloster, zur Einkehr und zum Schweigen?
Möller: Weil sie das Gefühl haben, dass sie sinnentleert sind in der heutigen Zeit. Sie möchten wieder zu sich selber finden. Wenn ich in ein Kloster gehe, dann fördert die ganze Umgebung die Möglichkeit, dass ich das Schweigen zunächst einmal aushalte. Danach brauche ich einen Ansprechpartner, mit dem ich das bereden kann, einerseits in der Gruppe und andererseits im Einzelgespräch.
DOMRADIO.DE: Findet man nach dieser Auszeit wieder gut in den normalen Alltag?
Möller: Wir hören bewusst Rosenmontag um 16 Uhr auf, da sind die Umzüge in der Regel vorbei, so dass man in Ruhe zurückfahren kann. Ich sage den Leuten immer, dass es schön wäre, wenn sie am nächsten Tag noch nicht gleich den größten Trubel haben.
Aber die Wirkung dieser Tage des Schweigens zeigt sich erst, wenn ich zu Hause bin durch den Gegensatz. Da merke ich, dass ich ein Stück positiv ruhiger geworden bin und wirklich zu mir selbst gefunden habe. Deshalb ist die Wirkung hinterher manchmal noch besser als während des Kurses.
DOMRADIO.DE: Haben Sie auch Karnevals-Stammgäste, die immer wiederkommen?
Möller: Wir haben das Haus seit fast 15 Jahren. Es gibt fünf bis sechs Leute, die schon seit 14 Jahren kommen und eine ganze Reihe von Leuten, die regelmäßig wiederkommen.
Das Interview führte Carsten Döpp.