domradio.de: Neun Weihekandidaten hat in diesem Jahr das Erzbistum Köln vorzuzeigen. Ist das gerade im bundesdeutschen Durchschnitt viel oder wenig?
Hopmann: Das ist erfreulich viel im Moment. Wir liegen da weit über dem Schnitt und auch besser als die letzten Jahre. Ich bin 2008 geweiht worden, da waren wir zum Beispiel fünf. Das ist eine erfreulich hohe Zahl dieses Jahr.
domradio.de: Allerdings kommen die neun Männer aus zwei verschiedenen Priesterseminaren. Warum gibt es im Erzbistum Köln zwei Priesterseminare?
Hopmann: Wir haben bei uns seit mehreren Jahren das erzbischöfliche missionarische Priesterseminar Redemptoris Mater. Das ist von der Gemeinschaft Neokatechumenat. Die bildet die Priester während des Studiums selber aus. Bei uns studieren die Kandidaten ja alle in Bonn und wechseln dann nach dem Studium, egal ob sie von uns gekommen sind oder aus dem Seminar Redemptoris Mater, zu uns nach Köln ins Priesterseminar. Also, die letzten drei Jahre verbringen sie zusammen bei uns. Und zwei aus diesem ursprünglichen Seminar Redemptoris Mater werden heute geweiht.
domradio.de: Heute feiert die Kirche das Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu, kurz: Herz-Jesu-Hochfest. Hängt das mit dem Weihetermin zusammen?
Hopmann: Also, jedes Bistum hat das seinen Termin. Wir bei uns im Erzbistum Köln haben gesagt, wir spenden die Weihe immer am Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu. Der Platz möglichst nah am Herzen Jesu, der Gott liebt, der die Menschen liebt, der diese Liebe in die Welt getragen hat und seinen Jüngern gelehrt hat, ist ja für einen Priester genau der richtige Platz. Nah am Herzen des Herrn.
domradio.de: Vor der Weihe legen sich die Kandidaten ausgestreckt auf den Boden. Welche Bedeutung hat diese Geste?
Hopmann: Das ist natürlich eine Geste, die sonst selten kommt. Wir haben sie zum Beispiel noch am Karfreitag. Es bedeutet eigentlich, dass man sich Gott hingibt, dass man sich ganz auf den Boden legt und in der Zeit singen alle die Allerheiligenlitanei. Alle Heiligen des Himmels werden angerufen, um Fürsprache für unsere Weihkandidaten zu halten, dass sie wirklich gute und würdige Priester werden, die die Liebe Gottes zu den Menschen tragen und mit Freude und Engagement den Glauben verkünden.
domradio.de: Und dann gibt es noch die Handauflegung, alle anwesenden Priester legen den Weihekandidaten ihre Hände auf. Woher kommt diese Handauflegung?
Hopmann: Seit der Urkirche werden Priester geweiht durch Handauflegung und Gebet, so können wir es schon im Neuen Testament lesen. Und zuerst weiht natürlich der Erzbischof, Kardinal Woelki, die Weihkandidaten und danach sind noch alle anderen Priester, die dabei sind, eingeladen, die Hände aufzulegen und zu beten. Weil so eine Priesterweihe auch die Aufnahme in das Presbyterium, also in die Gemeinschaft der Priester des Erzbistums Köln bedeutet. Und da ist es ein schönes Zeichen, dass alle zusammengehören.
domradio.de: Was passiert denn dann nach der Weihe? Wir dann auch gefeiert mit allen Kandidaten und Verwandten?
Hopmann: Die Feierlichkeiten ziehen sich für die Weihkandidaten noch hin. Im Anschluss gibt es noch einen Empfang im Priesterseminar. Das ist natürlich aufgrund der beschränkten Räumlichkeiten nur für einen beschränkten eingeladenen Kreis, nur für die engen Familienangehörigen. Und dann werden die nächsten Wochen die Neugeweihten dann weiterfeiern bei den sogenannten Primizen, den feierlichen ersten Messen in ihren Heimatpfarreien, ihren Praktikumspfarreien, manchmal auch in einer Kirche, zu der sie eine besondere Beziehung haben. Also, die nächsten Wochen werden Festwochen für unsere Neupriester sein.
Das Gespräch führte Tobias Fricke.