DOMRADIO.DE: Am Montag ist die Polizei bereits abgerückt, die Station für den Sicherheitscheck vor dem Dom ist nicht mehr in Betrieb. Wurden alle Maßnahmen ganz plötzlich auf Null heruntergefahren?
Assmann: Das nicht gerade, aber ich freue mich, dass es ab heute für die Gläubigen wieder möglich ist, sich die Krippe anzugucken und Kerzen im Kölner Dom anzumachen. Ab Mittag gilt das dann auch für die Touristen, die gerne in den Kölner Dom kommen wollen.
DOMRADIO.DE: Gibt es weiterhin Sicherheitsmaßnahmen?
Assmann: Sicherheitsmaßnahmen gab es immer. Nur so präsent wahrnehmbare Sicherheitsmaßnahmen am Kölner Dom gab es seit Heiligabend. Sie werden nun langsam zurückgefahren, aber nicht auf Null gesetzt. Die Polizei ist weiter präsent, nur nicht mehr in dieser großen Mannschaftsstärke. Unsere Domschweizerinnen und Domschweizer werden weiterhin Kontrollen durchführen.
Ich gehe fest davon aus, dass wir bestimmte Maßnahmen auch weiter umsetzen werden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dafür immer geschult.
Zum Beispiel werden wir keine größeren Taschen und Gepäckstücke in den Dom einlassen. Das gab es zum Teil schon, wir werden es jetzt noch strenger umsetzen. Wenn wir den Menschen damit ein größeres Sicherheitsgefühl geben, dann ist wahrscheinlich auch fast jeder bereit, dafür ein bisschen länger vor dem Dom zu warten.
DOMRADIO.DE: Wie ging es Ihnen damit, als Sie jeden Tag dieses große Polizeiaufgebot vor dem Dom gesehen haben?
Assmann: Das Polizeiaufgebot stand vor dem Westportal, dem wunderbaren Portal, das so gerne von allen auf ein Foto gebannt werden möchte und für das alle die beste Position suchen. Mit den Polizeiwagen und Zelten, in denen die Kontrollen durchgeführt worden sind, war das kein schönes Bild. Das muss man gar nicht schönreden.
Mir persönlich hat es aber ein großes Sicherheitsgefühl gegeben. Ich bin immer froh und dankbar gewesen, dass die Polizei da war. Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich in den Dom hineinging und habe das auch von vielen Menschen so zurückgespiegelt bekommen.
DOMRADIO.DE: Zum Fest Heilige Drei Könige gab es aufgrund dieser Sicherheitschecks sehr lange Schlangen vor dem Dom. Da hatte man nicht den Eindruck, als ließen sich die Gläubigen davon abschrecken. Aber wie war es an den anderen Tagen? Der Dom war relativ schwach besucht, oder?
Assmann: Nein, das stimmt nicht. Die Christmette war besser besucht, als im vergangenen Jahr. Alle Gottesdienste haben stattgefunden. Das Mittagsgebet haben wir nach draußen an dieses Kerzenbüdchen gelegt. Dort haben die Menschen um Frieden gebetet und teilweise 1.000 Kerzen in den ersten Tagen angemacht.
Etwas schwächer besucht war der 6. Januar. Die langen Schlangen haben sich nicht nur wegen der Sicherheitskontrollen gebildet, sondern weil viele Gläubige zum Fest der Heiligen Drei Könige nach Köln gekommen waren. Die Leute konnten auch den ganzen Gottesdienst über noch in den Dom hineinkommen.
Meine Wahrnehmung in den ersten Tagen war, dass viele Menschen wesentlich früher gekommen sind und sich gefreut haben, dass sie relativ schnell durch die Kontrollen durchgehen konnten.
DOMRADIO.DE: Man kennt es von anderen Kirchen in Frankreich oder Italien. Die Sicherheitschecks gehören im Ausland dazu. Personenkontrollen in dieser Art sind in Zukunft aber hier nicht geplant, oder?
Assmann: Wir sind mit unseren Domschweizerinnen und Domschweizern gut aufgestellt. Wenn die Polizei eine Sicherheitslage anders einschätzt, als wir das können, ist der Staatsschutz da, mit dem wir auch über das ganze Jahr hinweg immer in engem Kontakt stehen. Wenn die Polizei entsprechende Maßnahmen anordnen würde, dann würde man darüber ins Gespräch kommen.
Die Gläubigen und die Besucherinnen und Besucher sollten sich auf Taschenkontrollen einstellen. Das werden wir engmaschiger einführen, als wir es bisher als Stichproben gemacht haben.
Aber wenn das zur Sicherheit beiträgt und auch Familien mit ihren Kindern gerne in den Dom kommen, dann ist das ein ganz wichtiger Moment. Wenn der Dom wieder als der Ort erfahren werden kann, wofür er gebaut ist, um Gott zu begegnen, um eine Kerze anmachen zu können, ein Gebet sprechen zu können, mit anderen zusammen beten und singen zu können, dann können wir dankbar sein, dass die Menschen vor über 700 Jahren dieses wunderbare Bauwerk gebaut haben. Ich hoffe, dass wir es auch weiter gut erhalten können und alle Gefahren davon abwenden können und vor allem, das Leben von Menschen schützen können.
Den wenigen Menschen, die Kritik geübt haben, wie wir uns der Staatsmacht unterstellen, muss ich sagen, dass ich dafür gar kein Verständnis habe. Wenn die Situation von der Polizei und den Sicherheitsleuten als so konkret eingeschätzt wird, hielte ich es für fahrlässig, das Leben von Tausenden von Menschen im Kölner Dom aufs Spiel zu setzen, nur um zu zeigen, dass wir stärker sind.
Die Menschen haben das gezeigt, indem sie zum Gottesdienst gekommen sind, sich der Sicherheitskontrolle unterworfen haben und gesagt haben, dass sie jetzt ganz bewusst kommen. Das war ein starkes Zeichen.
Das Interview führte Tobias Fricke.