Kölner Gemeinde lädt zu Gottesdienst mit Tiersegnung ein

"Im Tier blickt mich die Liebe Gottes an"

Ein tierischer Gottesdienst findet am Sonntag in der Kölner Innenstadtgemeinde St. Agnes statt. Pastoralreferent Peter Otten lädt zur Heiligen Messe mit Tiersegnung ein. Haustiere sind dabei ausdrücklich erwünscht.

Autor/in:
Tobias Fricke
Gemeindemitglieder besuchen in Begleitung ihrer Haustiere am 4. Oktober 2018 eine Heilige Messe anlässlich des Tages des Heiligen Franz von Assisi in Sao Paulo, Brasilien. / © Alf Ribeiro (shutterstock)
Gemeindemitglieder besuchen in Begleitung ihrer Haustiere am 4. Oktober 2018 eine Heilige Messe anlässlich des Tages des Heiligen Franz von Assisi in Sao Paulo, Brasilien. / © Alf Ribeiro ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ist denn Ihre Pudeldame Greta bei dem Gottesdienst am Sonntag auch mit dabei?

Seelsorge-Hund Greta mit Besitzer Peter Otten / © Johannes Schröer (DR)
Seelsorge-Hund Greta mit Besitzer Peter Otten / © Johannes Schröer ( DR )

Peter Otten (Pastoralreferent St. Agnes): Ja, natürlich. Sie wird eine Fürbitte in einer Tasche nach vorne bringen. Sie kann sie zwar nicht selbst vortragen, aber ich werde sie dann stellvertretend für Greta vorlesen.

DOMRADIO.DE: "Wuffwuff, miau & Amen", so lautet das Motto des Sonntagsgottesdienstes mit Tiersegnung. Kommen denn wirklich Hunde, Katzen und Co. mit ihren Herrchen und Frauchen in die Kirche?

Otten: Es sollen die Tiere kommen, für die es verträglich ist. Also die Tiere, wo der Besuch dem Tierwohl nicht entgegensteht.

DOMRADIO.DE: Hühner sollten also eher zu Hause bleiben?

Otten: Hühner, Goldfische sollten eher zu Hause bleiben, ja. Ehrlich gesagt würde ich meine Katze auch nicht mitbringen. Wir hatten auch mal einen Hamster da. Das sind nachtaktive Tiere. Das finde ich auch nicht so gut.

Es wird sich weitestgehend auf Hunde beschränken. Alle anderen sollen Fotos von ihren Tieren mitbringen. Die kann man mir auch zuschicken. Ich habe auch schon welche zugeschickt bekommen. Die werde ich noch für den Gottesdienst ausdrucken. Man kann natürlich auch ein Spielzeug des Tieres mitbringen und segnen lassen.

DOMRADIO.DE: Was war das exotischste Tier, was mal bei einer Tiersegnung dabei war? War es der Hamster?

Peter Otten

"Jeder, der ein Tier hat, sein Tier versorgt, liebt und hegt, der tut, was Christus will."

Otten: Das exotischste war, glaube ich, tatsächlich der Hamster. Ich habe aber auch schon Fotos von Schlangen gehabt. Neulich bei einen Tiergottesdienst im Oberbergischen hatte jemand ein Foto von seinem Bienenschwarm mitgebracht. Das fand ich auch schön.

DOMRADIO.DE: Die mitzubringen, wäre auch nicht leicht. Sie nennen den Gottesdienst Franziskus-Gottesdienst. Warum?

Otten: Wir haben mit einer künstlichen Intelligenz einen modernen Franziskus kreiert. Den gibt es auf einer Postkarte. Darauf ist ein junger Mann zu sehen, der in einem Park steht und Tieren zu trinken gibt. Das passt wunderbar zum Gottesdienst am Sonntag, weil es um den Satz: "Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil er zu Christus gehört, der macht alles richtig“ geht.

Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer machen das jeden Tag. Jeder, der ein Tier hat, sein Tier versorgt, liebt und hegt, der tut, was Christus will.

DOMRADIO.DE: Wird die Karte mit diesem Spruch und mit dem Bild beim Gottesdienst ausliegen?

Otten: Ja, wir haben einige gedruckt. Die Menschen können sich das an den Kühlschrank hängen. Wir verteilen auch Trinknäpfe, auf denen dieser Bibelspruch draufsteht. Die werden am Schluss des Gottesdienstes von den Kindern verteilt.

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich die Segnung denn vorstellen? Mit einem Aspergill? Kreuz auf die Stirn gibt es aber nicht, oder?

Peter Otten

"Es wird höchste Zeit, die Tiere einmal in den Mittelpunkt zu stellen."

Otten: Ja, mit dem Aspergill. Pfarrer Hans-Joachim Wahl weiß noch nichts von seinem Glück, aber er wird nach dem Gottesdienst mit dem Weihwasserkessel rumgehen und die Tiere segnen. Allerdings auch nur die Tiere, die es vertragen. Bis letztes Jahr wusste ich es selbst noch nicht, dass es Hunde gibt, die davor Angst haben.

DOMRADIO.DE: Noch mal grundsätzlich, warum bieten Sie so einen Gottesdienst mit und für Haustiere an?

Otten: Erstens, weil es immer mehr Familien gibt, wo die Tiere zur Familie gehören und zu großen Trostspendern werden. Zweitens, weil Gott seine Liebe und Zuneigung zur Welt nicht nur durch den Menschen zeigt, sondern auch durch Tiere und Pflanzen, die vom Menschen bewundert werden.

Außerdem finde ich, dass es höchste Zeit wird, die Tiere einmal in den Mittelpunkt zu stellen. Jeder, der ein Tier hat, weiß, in meinem Tier blickt mich die Liebe Gottes an.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Tierethik stößt auf immer breiteres Interesse

Schon auf der ersten Seite zieht sich beim Lesen der Magen zusammen: Die französische Philosophin Corine Pelluchon listet in ihrem "Manifest für die Tiere" auf, wo Tiere nicht artgerecht behandelt, gequält und getötet werden. Von Tierversuchen über überfüllte Tierheime bis zu Schlachthäusern: "Überall dort herrschen Unglück und Ungerechtigkeit." So wie die Menschheit Tiere behandle, drohe sie ihre eigene Seele zu verlieren, schreibt Pelluchon.

Ein männliches Küken (dpa)
Ein männliches Küken / ( dpa )
Quelle:
DR