DOMRADIO.DE: In der Übersicht zur "Langen Nacht der Kirchen" in Köln stehen 31 Veranstaltungsräume. Das sind hauptsächlich Kirchen, die aber nicht nur katholisch sind. Steht der Freitagabend im Zeichen der Ökumene?

Dr. Dominik Meiering (Kölner Domkapitular und Leitender Innenstadtpfarrer): Genau. Wir sind sehr stolz darauf, denn es ist schon eine Tradition. Bei der langen Nacht der Kirchen laden wir alle christlichen Konfessionen und Denominationen in der Stadt ein, und jedes Jahr kommen neue dazu. Es ist ein wunderschönes Fest, bei dem wir uns als Christen und Getaufte gemeinsam erleben. Da müssen wir zusammenhalten.
DOMRADIO.DE: Sie haben verschiedene Kategorien erstellt, damit jeder je nach Geschmack schnell die passende Veranstaltung findet. Auf Ihrer Website kann man mit nur einem Klick filtern, zum Beispiel die Kategorie "Calm and Smooth", das ist was zum Entspannen?
Meiering: So könnte man es sagen. Wir haben Überschriften eingeführt, um den Menschen zu zeigen, was ihnen gefallen könnte. Was passt gerade zu ihrer Seelenverfassung? Unser Ziel ist es, die Kirchen zu öffnen, damit die Menschen in dieser hektischen Zeit abends zur Ruhe kommen können und vielleicht mal nicht vor dem Fernseher oder mit dem Handy, sondern mal anders Zeit verbringen.
Die Kirchen dafür zu öffnen, ist wichtig. Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse. Der eine sucht einen Impuls oder eine Inspiration, der andere möchte einfach etwas aus dem Feld "Calm and Smooth" erleben, also langsam und ruhig. In dieser Kategorie kann man sich einfach in aller Ruhe in die Kirche setzen und mit sich selbst sein.

DOMRADIO.DE: Die zweite von vier Kategorien ist "Experience and Adventure", was nach Abenteuer klingt.
Meiering: Genau. In dieser Kategorie gibt es unter anderem Mitmach-Ausstellungen und Programme für jüngere Menschen und Jugendliche. Hier hat man die Möglichkeit, Neues zu entdecken und zu sehen, was alles geboten wird. Zum Beispiel gibt es im Crux (Jugendpastorales Zentrum Köln, Anm. d. Red.) eine Mitmach-Ausstellung zum Thema Leiden, Tod und Auferstehung und ähnliches mehr.
DOMRADIO.DE: Bei "Pop and Beat" gibt es etwas auf die Ohren?
Meiering: Wir haben einige Spezialisten, die sehr daran interessiert sind, auch die Populärkultur in unsere Kirchen zu bringen. Das zeigt sich zum einen in unseren Chören, die geistliche Lieder singen, aber in einem populären Musikstil. Zum anderen spielen wir moderne Popsongs mit tiefgründigem geistlichen Inhalt, die an zwei Orten, zum Beispiel in St. Agnes, zu hören sind.

DOMRADIO.DE: Und bei Kategorie Nummer vier, "Listen and Reflect", gibt es viel geistliche Nahrung?
Meiering: Richtig, hier kommt man auch miteinander ins Gespräch. Es gibt die Möglichkeit, bei kleineren Vorträgen und Impulsen einfach zuzuhören, aber auch miteinander ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr wollen wir das noch etwas intensiver gestalten. Wir versuchen, nicht nur die Kirchenräume zu öffnen, sondern auch an allen Standorten mit einigen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen präsent zu sein, um mit den Menschen zu sprechen. An manchen Orten gibt es zudem ein Gläschen Wein, ein Stück Käse oder etwas Brot.
DOMRADIO.DE: Das klingt nach einem großartigen Programm. Soll es Menschen in die Kirchen ziehen? Was ist das Ziel dahinter?
Meiering: Der Grundgedanke ist, dass wir in einer Welt leben, die von morgens bis abends im Feuer steht. Sei es in der deutschen Politik, der Weltpolitik oder im persönlichen Leben. Viele Menschen kämpfen mit Problemen, die sie zu bewältigen haben. Das sind Herausforderungen, Anstrengungen und Probleme, die die Seele belasten.
Irgendwo müssen wir aber auch einmal durchatmen und zur Ruhe kommen. Es braucht Orte, an denen wir eine andere Art von Zeit erleben können, die uns Mut macht, uns stärkt und neue Kraft gibt. Genau dazu soll diese Nacht und die Angebote der Kirchen beitragen.
Das Interview führte Tobias Fricke.
Info: Die Lange Nacht der Kirchen 2025 in der Kölner Innenstadt ist am Freitag, 21. März, von 19 bis 23 Uhr.