Kölns Dompropst Assmann ruft zur Wahl von Worten mit Schöpferkraft auf

"Gott möchte, dass es dich gibt"

Über Worte, die aufbauen statt zerstören, hat Dompropst Assmann am Sonntag im Kölner Dom gepredigt. Das Evangelium rufe Christinnen und Christen dazu auf, Sprache bewusst als Werkzeug einzusetzen. Was bedeutet das für unseren Alltag?

In seiner Predigt im Kapitelsamt am zweiten Sonntag nach Weihnachten sprach Dompropst Guido Assmann über die Bedeutung von Worten und ihre schöpferische Kraft. Ausgehend vom Prolog des Johannesevangeliums erklärte er, dass "im Anfang das Wort" nicht nur als "Logos" – das Wort – verstanden werden könne, sondern auch als Weisheit, Kraft oder Sinngebung.

Assmann betonte, dass Gottes Worte immer etwas Gutes schaffen. So sei auch der Mensch durch Gottes Wort gewollt und geliebt. "Gott möchte, dass es dich gibt", erklärte er. Diese Erkenntnis, Kinder Gottes zu sein, sei ein Geschenk, das Verantwortung mit sich bringe: Menschen seien dazu aufgerufen, mit ihren eigenen Worten Gutes zu bewirken und andere aufzubauen, statt sie herabzusetzen.

Hören, Nachsprechen und Handeln

Der Dompropst verdeutlichte, dass das Sprechen nicht nur durch Worte, sondern auch durch Schweigen und Handeln geprägt sein solle. Weise Menschen zeichneten sich dadurch aus, dass sie im richtigen Moment das richtige Wort finden – oder still bleiben.

Am Beispiel von Eltern, die mit ihren Kindern sprechen, obwohl diese noch nicht alles verstehen, verglich Assmann das Hineinwachsen in die Beziehung zu Gott: Durch Hören, Nachsprechen und eigenes Handeln werde der Mensch zu einem Werkzeug Gottes in der Welt.

Zeugnis von Gottes Liebe

Zum Abschluss rief er dazu auf, sich im neuen Jahr vorzunehmen, Worte bewusst zu wählen – klare, aufbauende und ehrliche Worte, die dem anderen die Würde bewahren und ihn als Kind Gottes anerkennen. "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt", so Assmann. Dieses Wort Gottes solle uns inspirieren, durch Sprache und Taten Zeugnis von Gottes Liebe und Weisheit zu geben.

DOMRADIO.DE hat am zweiten Sonntag nach Weihnachten das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Dompropst Guido Assmann übertragen. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling. An der Domorgel war Winfried Bönig.


Das Kapitelsamt wird in lateinischer Sprache gefeiert, dies ist am Kölner Dom immer für die 10 Uhr-Messe am ersten Sonntag des Monats vorgesehen. Die Liednummern für die deutsche Übersetzung gibt es hier.

"Im Anfang war das Wort 
und das Wort war bei Gott 
und das Wort war Gott. 
Dieses war im Anfang bei Gott. 
Alles ist durch das Wort geworden 
und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 
In ihm war Leben 
und das Leben war das Licht der Menschen." (Joh 1,1-4)

Während wir die ersten Tage mit einer neuen Jahreszahl hinter uns haben und uns an einen neuen Abschnitt unserer Zeitrechnung gewöhnen, blicken alle Lesungen dieses Sonntag über die irdische Zeit hinaus, zurück noch vor den Anfang der Welt. Dieser Blick kann verunsichern, aber er erinnert auch an das Aufgehobensein in Gott. Überdies verlieren die Lesungen sich nicht im Zeitlosen, sondern verweisen auf die zeitliche Wirklichkeit, in der die Weisheit Wurzeln schlägt, in der wir heilende Menschen sind und die Herrlichkeit Jesu sehen. 

Aus: Messbuch 2025, Butzon & Bercker