Wegen der Corona-Pandemie fielen die farbenfrohen Prozessionen meist aus. Auch Traditionen wie die Seeprozession auf dem Staffelsee in Oberbayern oder die seit dem 14. Jahrhundert überlieferte "Mülheimer Gottestracht" auf dem Rhein in Köln wurden gestrichen. In vielen Städten fanden allerdings Freiluftmessen auf zentralen Plätzen statt.
Kleine und kreative Prozessionen
Mancherorts erprobten Gemeinden auch kreative Formen: So kamen in Speyer jeweils drei Abgesandte von den fünf katholischen Kirchen der Stadt in einer Sternwallfahrt mit Kreuz, Fahne und Blütenkorb zum Dom. In Köln führte Kardinal Rainer Maria Woelki nach dem Festgottesdienst auf dem Domplatz eine kleine, geschlossene Sakraments-Prozession durch Straßen der Innenstadt.
Im westfälischen Holzwickede ging nach dem Festgottesdienst eine Gruppe von Gläubigen und Priester mit der Monstanz und dem geweihten Brot zu Seniorenheimen, einer Begegnungsstätte und einer Familie. In Köln-Porz wurde ein roter Oldtimer-Pick-Up zum fahrenden Altar mit Baldachin und Monstranz. Bei der Fahrt zu verschiedenen Kirchen fuhren Messdiener und Pastor mit Fahrrädern voran, es folgte das Monstranz-Gefährt sowie ein Fahrzeug mit Kirchenmusikern.
In Saarbrücken luden die katholischen Innenstadtkirchen zur etwas anderen Prozession ans Ufer der Saar ein. Per Schiff fuhren drei Priester durch das Stadtgebiet und segneten die Mitfeiernden am Ufer. In Düsseldorf spendete der künftige Stadtdechant Frank Heidkamp den traditionellen Segen aus luftiger Höhe von 168 Metern auf der Aussichtsplattform des Fernsehturms neben dem Landtag.
Bischof Bätzing betont Engagement der Kirche in der Corona-Krise
Der Limburger Bischof Georg Bätzing wies in seiner Fronleichnamspredigt erneut Vorwürfe zurück, die Kirche habe sich in der Corona-Krise zu sehr zurückgezogen. "Das Gegenteil ist der Fall", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in Limburg. Bätzing betonte, Tausende Mitarbeiter der Caritas hätten in sozialen und pflegerischen Einrichtungen wichtige Leistungen erbracht, ebenso Erzieherinnen in der Notbetreuung. "Die Seelsorgerinnen und Seelsorger haben überaus kreativ den Kontakt zu den Gläubigen gesucht", lobte er.
Bätzing rechtfertigte auch noch einmal den Verzicht auf öffentliche Gottesdienste und Prozessionen. Für viele Gläubige sei das sehr bedrückend gewesen. Er sei oft aufgefordert worden, trotz der Abstands-, Besuchs- und Ausgangsverbote gemeinsame Messen zu feiern und den Kranken die Kommunion zu reichen. Er habe sich dieser Forderung nicht anschließen können. Der schnelle Rückgang der Zahlen schwer Erkrankter und Verstorbener zeige, dass das klug gewesen sei.
Kardinal Woelki: Gott überwindet soziale Distanz
Der Kölner Erzbisschof Rainer Maria Kardinal Woelki rief zur Solidarität mit allen Menschen auf, die besonders unter der Pandemie leiden. Die Krise habe "die Abgründe und die Verwundbarkeit" des Zusammenlebens aufgedeckt, so der Erzbischof im Gottesdienst auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom. An Fronleichnam feiere die Kirche, dass Christus in den heiligen Zeichen von Brot und Wein gegenwärtig sei. Gott kenne kein "social" oder "physical distancing" und helfe, dieses zu überwinden.
Die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie können nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx helfen, den Blick für den Wert von Religion zu schärfen. Durch das Bekenntnis zur Wirklichkeit Gottes werde der Alltag durchbrochen, sagte der Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom.