DOMRADIO.DE: Wie kommt es, dass Sie sich den Krippen verschrieben haben?
Petra Lentes-Meyer (Stadtführerin): Krippen verkünden eine große Freude. Deshalb kann man nichts Besseres tun, als mit Menschen an Orte zu gehen, wo Freude verkündet wird. Wobei man natürlich sagen muss, dass in der Adventszeit bei den Krippen Wert auf das Warten gelegt wird, auf das Sich-noch-ein-bisschen-gedulden-müssen.
DOMRADIO.DE: Da gibt es einen Unterschied zwischen der Advents- und der Weihnachtskrippe, oder?
Lentes-Meyer: Ganz genau. In St. Maria Lyskirchen in Köln gibt es zum Beispiel eine Adventskrippe, die ich ganz großartig finde. Deren klassische Krippe wird in diesem Jahr wegen der Pandemie nicht aufgebaut. In der Adventszeit stehen die Krippenfiguren da jetzt aber in einer langen Schlange auf einer Seite der Kirche und warten auf ihre Impfung. Die haben das Warten in einem ganz anderen Sinne ausgedrückt. Der römische Beamte, der normalerweise die Volkszählung vornimmt - das ist ja der Grund, weshalb Maria und Josef nach Bethlehem reisen - der sitzt da und vergibt jetzt Impfpässe.
DOMRADIO.DE: Wonach wählen Sie die Krippen aus, zu denen Sie gehen?
Lentes-Meyer: Ich wähle sie zum einen nach der Erreichbarkeit aus und andererseits natürlich, wie sie die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit berühren. Für Kinder wähle ich zum Beispiel Krippen aus, die gut sichtbar sind und die Aussagen ganz klar und deutlich machen. In St. Ursula in Köln ist immer ein großes Gruppenbild aufgebaut, das die Kinder sehr begeistert. In der Crux-Jugendkirche, St. Johann Baptist, gibt es eine Lego-Krippe. Das spricht Kinder extrem an, es erfreut aber auch die Erwachsenen.
DOMRADIO.DE: Am besten gefallen Ihnen Krippen, wenn sie in Kirchen stehen. Was ist für Sie das Besondere dabei?
Lentes-Meyer: Das hat natürlich einen ganz anderen Hintergrund: Erstens sind die Leute, die im Krippen-Team sind, die Krippen in Kirchen aufbauen, ganz anders motiviert. Ich empfinde das zumindest so. Dann steht dort eine einzige Krippe und nicht viele, wie es in Krippen-Ausstellungen manchmal üblich ist. Zudem sind die Kirchen festlich geschmückt, spätestens ab dem Heiligen Abend. Aber auch in der Adventszeit gibt es ja Adventskränze. In einer Kirche ist einfach eine andere Atmosphäre. Man kann nach dem Krippenbesuch noch eine Kerze anzünden und ein Gebet verrichten, wenn man möchte.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie Stadtführungen machen, schlüpfen Sie gerne auch mal in ein Kostüm oder eine Verkleidung. Machen Sie das auch bei Ihren Krippen-Führungen?
Lentes-Meyer: Nein, denn bei Krippen ist der Fokus ganz auf die Botschaft gerichtet: Gott ist Mensch geworden. Da muss man aufpassen, dass das Ganze nicht in Klamauk ausartet. Man kann natürlich mal ein Glöckchen mit sich führen oder Weihrauch verbrennen. Aber das im Kostüm zu machen, würde meiner Meinung nach nicht passen.
DOMRADIO.DE: Diese Krippen-Führungen sind besonders für Familien gedacht. Welche Fragen stellen Kinder denn im Unterschied zu den Eltern, wenn sie die Krippen sehen?
Lentes-Meyer: Kinder legen den Fokus nicht unbedingt nur auf die Christgeburt. Sie sehen mehr die Dinge am Rande. Beispielsweise gibt es die Dom-Krippe, die dieses Jahr im Schaufenster des römisch-germanischen Museums aufgebaut ist. Da können die Kinder ganz nah ran. In der Krippe ist auch ein Straßenfeger, also ein Mann der Stadtreinigung, was die Kinder großartig finden. Ansonsten sind Kinder oft begeistert von Tieren in der Krippe oder von plätscherndem Wasser. Das ist nochmal eine ganz andere Sichtweise auf Stellen, wo die Erwachsenen gar nicht hingucken. Und es ist ein ganz anderes Staunen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie eine Lieblingskrippe in der Region?
Lentes-Meyer: Das ist ganz schwer zu sagen, weil jede Krippe auf ihre Art wundervoll ist. Besonders schön finde ich Krippen, die auf den Kern des Geschehens reduziert sind. Dazu gehört für mich etwa die Krippe in der Kirche St. Kolumba in Köln, auch "Madonna in den Trümmern" genannt. Da stehen ganz kleine, innige Figuren von Rita Mertens und in jeder Woche wird eine andere Szene gezeigt. Eine großartige Szene, die alle lieben, ist die, in welcher das Jesuskind, kurz nach Weihnachten zum Fest der Heiligen Familie, gebadet wird.
Aber auch in Brühl gibt es wunderbare Krippen: In St. Margareta besteht die Krippe aus alten Wachsfiguren. In der evangelischen Jakobuskirche haben wir eine richtige Milieu-Krippe, wo auch das Geschehen rund um den Braunkohletagebau dargestellt wird, der in Brühl früher eine wichtige Rolle gespielt hat.
Das Interview führte Carsten Döpp.