Künstliche Intelligenz bei Predigt nur begrenzt hilfreich

Predigt lebt von spontanen Einschüben

Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl hält die Einsatzmöglichkeiten von KI bei Predigten für begrenzt. "Einen qualitätsvollen Predigttext zu schreiben, mag einer KI gelingen. Eine gute Predigt zu halten, vermutlich aber nie."

Am Ambo werden Predigten gehalten. / © Juanchshots (shutterstock)
Am Ambo werden Predigten gehalten. / © Juanchshots ( shutterstock )

Das sagte der Theologe und Mitglied des Deutschen Ethikrates am Samstag dem Internetportal katholisch.de. Wenn Künstliche Intelligenz mit vielen guten Predigtvorlagen aus menschlicher Feder trainiert werde, könnten solche Texte durchaus einen roten Faden aufweisen und einen theologisch redlichen Sinn vermitteln, erläuterte der Theologe. "Damit sind sie weitaus gehaltvoller als viele Predigten, die ich in meinem Leben schon hören musste."

Aber eine gute Predigt zu halten, bedeute auch, dass der Text in einen konkreten Zusammenhang gestellt werde und der Prediger den Inhalt mit der Gottesdienstgemeinde in Beziehung bringe. "Und eine gute Predigt lebt von den spontanen Einschüben oder Veränderungen, mit denen die predigende Person auf etwaig irritierte oder verständnislose Blickkontakte ihres Auditoriums reagiert."

Kommunikatives Geschehen

Das von Künstlicher Intelligenz gesteuerte Roboter künftig Gottesdienste halten könnten, hält der Theologe kaum für möglich. "Die Feier von Sakramenten ist ein kommunikatives Geschehen, in dem Priester und Gläubige zusammenwirken und in ihren Gebeten und Ritualen Gottes heilsame Gegenwart erfahrbar machen wollen", sagte er. "Das alles kann kein Segensroboter."

Roboter mit Herz / © Andrey Popov (shutterstock)

Lob-Hüdepohl verwies zugleich auf gravierende Unterschiede zwischen Künstlicher Intelligenz und menschlicher Vernunft. "Vernunft steht für die spezifisch menschliche Fähigkeit, Erkenntnisse über die Welt zu erschließen, sich in der Welt zu orientieren und verantwortlich zu handeln. Und unsere Vernunft zeigt sich besonders da, wo wir für alles dies Gründe anzugeben vermögen oder Gegengründe abwägen und uns dann womöglich von ihnen sogar überzeugen lassen."

Sensibilität für das Transzendente

Gerade das Wachhalten der Gottesfrage oder die Sensibilität für das Transzendente sei eine Sache menschlicher Vernunft, betonte der Theologe. "Das ist und bleibt künstlicher Intelligenz verschlossen. Ganz zu schweigen, dass sie nicht über die mentale Fähigkeit verfügt, etwa von der Schöpfung leibhaftig ergriffen zu werden und die Wirkmacht des Göttlichen gleichsam intuitiv zu erspüren."

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA