Kulturrat gegen kommerzielle Verwendung von Kirchen

"Kirchen sind Allgemeingüter"

Der Deutsche Kulturrat hat sich in die Diskussion über die Umnutzung von Kirchen eingemischt. Sie sollten nicht als Restaurants oder Kletterhallen umfunktioniert werden, hieß es. Sie seien Orte der Ehrfurcht und Kraft.

Autor/in:
Jens Bayer-Gimm
Diese Kirche in Dublin wurde zu einem Restaurant umgenutzt / © Travel-Fr (shutterstock)
Diese Kirche in Dublin wurde zu einem Restaurant umgenutzt / © Travel-Fr ( shutterstock )

In der Diskussion um die Umnutzung von Kirchengebäuden hat sich der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, gegen eine kommerzielle Verwendung ausgesprochen. Kirchen sollten keine Restaurants oder Kletterhallen werden, sondern weiter für die Gesellschaft genutzt werden, sagte Zimmermann dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Kirchen sind Allgemeingüter", betonte er. "Sie gehören gefühlt allen."

Kirchengebäude seien stilprägend für Orte und für das ganze Land, unterstrich Zimmermann. Selbst in Gegenden, wo die Entchristianisierung weit fortgeschritten sei, sagten Bewohner: "Ohne die Kirche kann ich mir mein Dorf nicht vorstellen." Kirchen seien Landmarken. 

Die Frage, was mit kirchlich nicht mehr genutzten Sakralgebäuden geschehe, sei eine zutiefst kulturelle Frage und dürfe
nicht allein von Kirchenleitungen beantwortet werden. Das im vergangenen Mai veröffentlichte "Kirchenmanifest" mit der Forderung "Kirchen sind Gemeingüter!" sei inzwischen von rund 20.000 Menschen unterschrieben worden.

Ein Restaurant in einer profanierten Kirche in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Ein Restaurant in einer profanierten Kirche in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Leerstehende Kirchengebäude sollten auch nicht abgerissen werden, forderte Zimmermann: "Sie sind keine normalen Orte, sondern Orte der Ehrfurcht und Kraft." Die Gebäude könnten Raum für kulturelle Aktivitäten, wie etwa die Proben eines Gesangsvereins, bieten.

Im Sommer könnten sie als kühle Räume der Allgemeinheit zur Erholung dienen. Auch die Kirchen könnten an einer profanen Nutzung Interesse haben: Die Fenster, Bilder und Gesangbücher strahlten die Kirchenkultur aus. "Früher haben Fenster die Geschichte der Kirche erzählt", sagte Zimmermann. "Warum nicht auch heute?" Die Kirchen könnten die Kraft der Kunst wirken lassen.

Umnutzung und Profanierung von Kirchen

Obwohl in Deutschland sowohl katholische als auch evangelische Kirchen leer stehen, ist die Umwidmung katholischer Kirchen komplizierter. Wenn eine katholische Kirche – oder ein anderer heiliger Ort – Weihe oder Segnung verliert, geschieht durch diese Profanierung das Gegenteil der (Kirch-)Weihe. Angeordnet wird eine solche Entwidmung durch ein Dekret des Diözesanbischofs, das im Allgemeinen in einem letzten Gottesdienst verlesen und damit wirksam wird. Damit wird dann das Gotteshaus dauerhaft profanem Gebrauch überlassen.

Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie (shutterstock)
Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie ( shutterstock )
Quelle:
epd