Lage in Israel prägt Gedenken an Juden-Deportation aus Rom

"Dramatische Tage"

Der Nahost-Krieg hat das Gedenken an die Räumung des jüdischen Ghettos in Rom vor 80 Jahren geprägt. "Dies sind dramatische Tage nach den schrecklichen Angriffen der Hamas auf Israel", das sagte Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri.

Davidstern an der Fassade der Großen Synagoge im jüdischen Viertel in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Davidstern an der Fassade der Großen Synagoge im jüdischen Viertel in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Auch vor 80 Jahren seien ganze Familien mit Gewalt aus ihren Häusern geschafft geworden, sagte Gualtieri am Montagabend im historischen Wohnviertel der Juden in Rom.

Gualtieri drückte seine Solidarität aus

Gualtieri drückte seine Solidarität mit Israel und der jüdischen Gemeinde in Italiens Hauptstadt aus. Die Gedenkveranstaltung fand bei strömendem Regen nahe der Synagoge in Rom unter Anwesenheit von Staatspräsident Sergio Mattarella sowie Überlebenden des Holocausts statt.

Im Publikum erzählten Angehörige der jüdischen Gemeinde von Freunden und Verwandten in Israel. Eine Frau sagte, sie denke jetzt vor allem an die Geiseln, die die Terrororganisation Hamas verschleppt hat.

Politische und theologische Unterstützung für Terrorismus

Zu Beginn des Gedenkens legte Mattarella einen Kranz an der Synagoge nieder. An den Präsidenten gewandt sagte Oberrabbiner Riccardo Di Segni, er interpretiere dessen Anwesenheit als Zeichen der Nähe der staatlichen Institutionen, die eine entschlossene Antwort auf alle "Verzerrungen" geben müssten. Damals wie heute gebe es politische und sogar theologische Unterstützung für Terrorismus.

Die jährliche Veranstaltung organisieren die Stadt Rom, die jüdische Gemeinde sowie die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio. Auch Vertreter anderer Religionen waren am Montagabend anwesend, darunter der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi.

Am 16. Oktober 1943 - einem Schabbat - deportierten deutsche NS-Besatzer rund 1.000 Menschen aus dem jüdischen Ghetto in Rom. Sie wurden in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht. Nur 16 überlebten. 

Der Vatikan und der Nahost-Konflikt: eine Chronologie

Im Nahen Osten herrscht wieder Krieg. Auch der Vatikan ist seit über 100 Jahren auf diesem heiklen diplomatischen Parkett unterwegs. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt zentrale Wegmarken:

1904: Theodor Herzl versucht, den Vatikan für eine Heimstatt der Juden in Palästina zu gewinnen. Papst Pius X. entgegnet laut Herzls Notizen: "Wir können die Juden nicht abhalten, nach Jerusalem zu kommen; aber begünstigen können wir es niemals."

Papst Benedikt XVI. an der Klagemauer am 12. Mai 2009 in Jerusalem / © AVI OHAYON GPO (KNA)
Papst Benedikt XVI. an der Klagemauer am 12. Mai 2009 in Jerusalem / © AVI OHAYON GPO ( KNA )
Quelle:
KNA