Padre Jose Luis war ein gefragter Mann am Montagmorgen in Argentinien. In Windeseile hatten sich Dutzende Journalisten in das Stadtviertel Flores von Buenos Aires aufgemacht.
Sie wollten die Stimmung in jener Pfarrei einfangen, in der ein gewisser Jorge Bergoglio als junger Geistlicher wirkte. "Er ist immer die gleiche Person geblieben", sagte Padre Jose Luis in die vielen Mikrofone auf den Stufen seiner Kirche. Franziskus habe stets die einfachen Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt.
"Der Papst der Armen ist von uns gegangen"
Das Heimatland des Papstes trägt Trauer. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz hob Buenos Aires' Erzbischof Jorge Garcia Cuerva hervor: "Der Papst der Armen ist von uns gegangen." Franziskus habe sich für die Armen, die Kranken, die Alten und die Migranten eingesetzt.

Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei hob "trotz der Differenzen, die heute geringfügig erscheinen" die "Güte und Weisheit" des Verstorbenen hervor. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Kirchenoberhaupt war von politischen Spannungen geprägt.
Der Papst hatte die Spar- und Kürzungspolitik des Präsidenten kritisiert, dieser warf ihm wiederum vor, ein "Modell der Armut" zu bevorzugen. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten sei es eine Ehre gewesen, ihn kennengelernt zu haben, so Milei.
Anteilnahme in vielen Ländern
Auch außerhalb von Argentinien sorgt der Tod des ersten Papstes aus Lateinamerika auf seinem Heimatkontinent für große Anteilnahme. Mexikos linksgerichtete Präsidentin Claudia Sheinbaum würdigte Franziskus als einen "Humanisten, der sich für die Armen, den Frieden und die Gleichheit entschieden hat".

Sie fügte hinzu: "Er hinterlässt ein großes Vermächtnis der wahren Nächstenliebe. Für Katholiken und Nicht-Katholiken gleichermaßen ist es ein großer Verlust. Es war eine große Ehre und ein Privileg, ihn gekannt zu haben. Möge er in Frieden ruhen."
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva betonte, dass "die Menschheit heute eine Stimme des Respekts und des Willkommens für unsere Nachbarn verliert". Franziskus habe die Liebe, die Toleranz und die Solidarität gelebt und propagiert, die Grundlage der christlichen Lehren sei. "Der Heilige Vater ist von uns gegangen, aber seine Botschaften werden in unseren Herzen bleiben", so Lula.
Lob aus Venezuela und Kuba
In Caracas meldete sich Venezuelas sozialistischer Machthaber Nicolas Maduro zu Wort. "Papst Franziskus war ein innovativer geistlicher Führer, dessen klare und mutige Stimme die Ungleichheiten des herrschenden Systems anprangerte", lobte der De-facto-Diktator.

Aus seiner lateinamerikanischen Herkunft heraus habe er einer Kirche Impulse gegeben, die sich für die Belange der Armen, den Schutz der Mutter Erde und den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen einsetze.
"Sein Pontifikat wird in Erinnerung bleiben - für seine tiefgehende Berufung für die Ausgeschlossenen, für seinen pastoralen Mut und für seine Fähigkeit, die Hoffnung der Menschen zu erneuern", so Maduro. Venezuela werde Franziskus immer als einen aufrichtigen Freund in Erinnerung behalten.
Die staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur "Prensa Latina" im kommunistischen Kuba betonte, der Papst habe "immer seinen Respekt und seine Freundschaft für Kuba gezeigt" und die Wirtschaftssanktionen der USA verurteilt. Auch der erste indigene Präsident Boliviens, Evo Morales (2006-2019), dem ein enges Verhältnis zum Papst nachgesagt wird, äußerte sich am Montag.
"Bruder Papst Franziskus ist von uns gegangen und wird nun in der Gegenwart Gottes sein. Er war ein ständiger Diener des Evangeliums, aber auch ein Verteidiger der Menschenrechte, der geistigen Werte, des Humanismus und vor allem der Gerechtigkeit", lobte der Sozialist.