Vor dem Gotteshaus in Südafrikas Parlamentshauptstadt bildeten sich am Donnerstag lange Warteschlangen. Gemäß Tutus Wunsch ist sein Sarg aus schlichtem Holz ohne Verzierungen. Der amtierende anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba nahm ihn am Vormittag in Empfang und segnete ihn. Anschließend feierten Tutus Witwe Leah und die Familie einen privaten Abschiedsgottesdienst. Die öffentliche Aufbahrung dauert bis Freitagabend; am Tag danach soll Tutus Asche in der Kathedrale beigesetzt werden.
Gottesdienste auch in Johannesburg und Pretoria
Auch in Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria wurde bei Gottesdiensten des Anti-Apartheid-Aktivisten gedacht. Politiker, Diplomaten, Geistliche und Weggefährten erinnerten an Tutus Kampf für Gleichberechtigung und gegen das repressive Apartheid-Regime. Der Papstbotschafter in Südafrika, Erzbischof Peter Bryan Wells, sprach von einem "außergewöhnlichen Augenblick, einem Augenblick der Trauer, aber auch der Feier eines besonderen Menschen". Er kondolierte der Familie und verlas eine Beileidsbekundung von Papst Franziskus. Bischof Malusi Mpumlwana vom Südafrikanischen Kirchenrat (SACC) rief die Bevölkerung in seiner Predigt auf, in Tutus Fußstapfen zu treten.
In Johannesburg erinnerten Trauernde auch an Tutus spätes politisches Wirken. Regelmäßig kritisierte der pensionierte anglikanische Erzbischof die schwarze Regierung des African National Congress (ANC); immer noch sind in Südafrika Armut, Korruption und Arbeitslosigkeit weit verbreitet. "Er war enttäuscht über das, was vorging. Er glaubte nicht, dass es das war, wofür er gekämpft hatte", so der bekannte Pastor und Politiker Frank Chikane.
Flaggen landesweit auf Halbmast
Tutu war am Sonntag im Alter von 90 Jahren in Kapstadt gestorben. Das Land begeht seither eine "Woche des Trauerns". Landesweit wehen die Flaggen auf Halbmast. Der Tafelberg, das Kapstädter Rathaus sowie Universitätsgebäude werden zu Ehren des Nobelpreisträgers violett angestrahlt, Tutus signifikante Bischofsfarbe.