Limburger Generalvikar ist überraschend zurückgetreten

Wegen Fehler bei der Aufarbeitung

Fast ein Jahr nach dem Suizid eines Limburger Priesters gibt der Verwaltungschef des Bistums sein Amt auf. Er zieht die Konsequenz aus einem Gutachten zur Frage: Wie ging er mit Übergriffs-Vorwürfen gegen den Priester um?

Generalvikar Wolfgang Rösch (dpa)
Generalvikar Wolfgang Rösch / ( dpa )

Der Generalvikar des Bistums Limburg, Wolfgang Rösch (63), ist zurückgetreten, weil er bei der Aufklärung übergriffigen Verhaltens eines Priesters Fehler gemacht hat. Zum neuen Verwaltungschef wurde Domdekan Wolfgang Pax (64) ernannt.

Wolfgang Rösch / © Harald Oppitz (KNA)
Wolfgang Rösch / © Harald Oppitz ( KNA )

Wie das Bistum am Dienstag mitteilte, hatte Rösch Bischof Georg Bätzing nicht über Vorwürfe gegen den Priester Christof May informiert. Dieser war 2018 zum Leiter des Priesterseminars befördert worden und hatte sich im Juni 2022 das Leben genommen. Bätzing hatte May am Tag davor von allen Ämtern freigestellt, um Vorwürfe übergriffigen Verhaltens prüfen und klären zu können.

Rösch zieht persönliche Konsequenzen

Bischof Bätzing, der auch Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ist, hatte nach Mays Tod einen externen Juristen mit einer Untersuchung beauftragt. "Die Ergebnisse des Juristen liegen jetzt vor und haben mir deutlich gemacht, dass ich Fehler gemacht habe", schrieb Rösch in einem Brief an die Mitarbeitenden des Bistums: "Dafür ziehe ich persönlich Konsequenzen, indem ich um Entpflichtung vom Amt des Generalvikars gebeten habe."

Bistum Limburg

Das 1827 gegründete Bistum Limburg gehört zu den jüngeren unter den 27 deutschen Diözesen. In seinem Gebiet leben rund 2,4 Millionen Menschen. Etwa 580.000 davon sind katholisch. Das Bistum misst 6.181 Quadratkilometer und erstreckt sich größtenteils auf Hessen, zu einem kleinen Teil auf Rheinland-Pfalz. Zur ihm gehören die Wirtschafts- und Bankenmetropole Frankfurt sowie die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden ebenso wie ländliche Regionen im Rheingau, Taunus, Westerwald und nördlich von Wetzlar.

Blick auf den Limburger Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Blick auf den Limburger Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

Wie Rösch weiter schrieb, war er 2015 fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Vorwürfe übergriffigen Verhaltens von May gegenüber Erwachsenen gegenstandslos seien: "Damals habe ich ein gemeinsames Gespräch mit einer betroffenen Person und dem Beschuldigten geführt. Das war ein Fehler. Dieses gemeinsame Gespräch konnte der betroffenen Person nicht gerecht werden." Rösch ergänzte: "Ich bitte alle, die durch mein Fehlverhalten getroffen und verletzt sind, um Verzeihung."

Bätzing äußert Respekt zu Röschs Entscheidung

Bischof Bätzing hatte May am 8. Juni 2022 von allen Ämtern freigestellt, um Vorwürfe zu prüfen, die mehrere Personen gegen ihn geäußert hatten. Einen Tag danach wurde May tot aufgefunden. Im November teilte das Bistum mit, dass die Vorwürfe sich erhärtet hätten und disziplinarrechtliche Maßnahmen gegen May zur Folge gehabt hätten: "Strafrechtlich wären die Vorwürfe nicht relevant gewesen."

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Bätzing dankte seinem langjährigen Verwaltungschef Rösch für dessen vielfältige Arbeit und erklärte: "Es ist wichtig, dass aus neuen Erkenntnissen auch Konsequenzen gezogen werden. Ich habe Respekt dafür, dass er Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln übernimmt." In fast zehn Jahren als Generalvikar habe sich Rösch nachhaltig für einen Kulturwandel in der Kirche starkgemacht.

Der neue Generalvikar Pax stammt aus Bad Iburg im Landkreis Osnabrück. Von 1996 bis 2005 leitete er das Dezernat Jugend im Bischöflichen Ordinariat und war Diözesanjugendpfarrer. 2006 wurde er Dompfarrer in Limburg.

2007 promovierte ihn die Ludwig-Maximilians-Universität in München im Bereich der Wirtschafts- und Organisationspsychologie mit einer Arbeit über "Führung in der Kirche". Seit August 2010 leitet er das Kommissariat der Katholischen Bischöfe in Hessen, die oberste Verbindungsstelle zwischen Kirche und Politik. Pax war zudem vier Jahre bis 2022 Bischofsvikar für den synodalen Bereich und steht seit 5. März 2022 als Domdekan dem Limburger Domkapitel vor.

Generalvikar

Ein Generalvikar gilt als wichtigster Mitarbeiter des Bischofs an der Spitze einer Diözese und als dessen "alter ego". Ihm fällt vor allem die Verwaltung zu. Darin ist er mit dem Manager eines Unternehmens vergleichbar. Laut Kirchenrecht besitzt er die Gewalt, "die der Diözesanbischof von Rechts wegen hat, um alle Verwaltungsakte erlassen zu können".

Das Generalvikariat ist zentrale Verwaltungsbehörde eines Bistums. Mancherorts heißt sie Ordinariat. Sie gewährleistet das Funktionieren von Seelsorge, Sozialdiensten und Bildungseinrichtungen.

Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA