Linke-Politiker verteidigt Kontakte zur Guerilla-Organisation FARC

Beste Kontakte?

Der Linke-Außenexperte Wolfgang Gehrcke verteidigt seine Kontakte mit Vertretern der unter anderem wegen ihrer Geiselnahmen berüchtigten kolumbianischen Guerilla-Organisation FARC. Zur Beendigung des Bürgerkrieges in Kolumbien sei es notwendig, auch die FARC in einen Friedensprozess einzubinden, erklärte Gehrcke am Samstag in Berlin.

 (DR)

Die kolumbianischen FARC-Guerilla verfügt nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" über Kontakte zur linken Szene in Deutschland. Dies gehe aus E-Mails auf den Laptops des getöteten FARC-Kommandanten Raúl Reyes hervor, die die kolumbianische Staatsanwaltschaft sichergestellt habe. Reyes war im März bei einem Luftangriff der kolumbianischen Armee auf ein Guerilla-Lager im Nachbarland Ecuador ums Leben gekommen.

Laut "Spiegel" hat Reyes unter anderem seinen Sohn Ariel Robespierre Devia im Januar 2005 nach Berlin geschickt, wo er den PDS-Politiker Wolfgang Gehrcke traf. Gehrcke, heute außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, bestätigte, mehrfach Vertreter der FARC bei Konferenzen und Kongressen der lateinamerikanischen Linken gesprochen zu haben. Auch hätten Treffen in Deutschland mit dem Europa-Beauftragten der FARC bis zu dem Zeitpunkt stattgefunden, an dem die EU die FARC auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt habe.  

"Zur Beendigung des Bürgerkrieges in Kolumbien ist es notwendig, auch die FARC in einen Friedensprozess einzubinden", betonte Gehrke. Er habe von der Guerilla mehrfach gefordert, alle Geiseln ohne Vorbedingungen freizulassen, darunter die Politikerin Ingrid Betancourt. Dies sei für seine Partei unverzichtbar. Nach Angaben des "Spiegel" hatte die Linkspartei im Juni 2007 im Bundestag den Antrag gestellt, die FARC von der Terrorliste der EU zu streichen.

Druck aus Kolumbien
In Kolumbien forderte unterdessen die Staatsanwaltschaft das Oberste Gericht auf, mögliche Verbindungen von drei Abgeordneten der Opposition zur FARC zu untersuchen. Darunter ist die Senatorin Piedad Córdoba, die im Auftrag der kolumbianischen Regierung zusammen mit Venezuelas Präsident Hugo Chávez die Freilassung von sechs Geiseln ausgehandelt hat.

Gleichzeitig wird in Kolumbien gegen über 70 Abgeordnete des Regierungslagers wegen Verbindungen zu rechtsextremen Todesschwadronen ermittelt. Mehr als 30 sind bereits in Haft. In Kolumbien dauert der Bürgerkrieg zwischen Armee, rechtsextremen Milizen und linksgerichteten Guerillagruppen seit mehr als 40 Jahren an.

Grünen-Chefin Claudia Roth forderte die Linkspartei auf, ihre Position zur FARC klarzustellen. "Eine Unterstützung der Terrororganisation FARC durch Politiker der Linkspartei wäre eine entlarvende Missachtung der Menschenrechte durch die Linkspartei", erklärte Roth in Berlin und verwies auf die auf die "zahlreichen Menschenrechtsverbrechen der FARC".