LutherMuseen-Chef Rhein geht nach 25 Jahren in Ruhestand

Als Katholik das Reformationsgedenken geprägt

Ein Vierteljahrhundert hat Stefan Rhein von Wittenberg aus fünf der bedeutendsten Reformationsmuseen in Deutschland geleitet. Nun geht der gebürtige Schwabe in den Ruhestand – und kann loslassen.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Lutherhaus, Wittenberg / © Tomasz Lewandowski (LutherMuseen)
Lutherhaus, Wittenberg / © Tomasz Lewandowski ( LutherMuseen )

Stefan Rhein geht. Über 25 Jahre hat er als Direktor der LutherMuseen in Sachsen-Anhalt das Reformationsgedenken in Deutschland entscheidend mitgeprägt - und das als Katholik. Nun wird er am 30. Januar in Wittenberg in den Ruhestand verabschiedet.

"Ökumenischer Christ mit katholischen Wurzeln"

Als Rhein am 1. Januar 1998 als Leiter der damals noch so genannten Stiftung Luthergedenkstätten antrat, löste seine Konfession bei manchem Protestanten noch Stirnrunzeln aus. Doch schnell stellte der gebürtige Schwabe unter Beweis, dass er alles andere als ein kirchenpolitischer Grabenkämpfer ist. "Ich verstehe mich als ein ökumenischer Christ mit katholischen Wurzeln", betont er.

Stefan Rhein, Nina Mütze, Pressesprecherin der Stiftung Luthergedenkstätten und Astrid Mühlmann, Verwaltungsdirektorin der Stiftung sitzen im August 2022 im Hof des Lutherhauses / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Stefan Rhein, Nina Mütze, Pressesprecherin der Stiftung Luthergedenkstätten und Astrid Mühlmann, Verwaltungsdirektorin der Stiftung sitzen im August 2022 im Hof des Lutherhauses / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Schon bevor Rhein nach Wittenberg, ins protestantische Rom kam, hatte er sich als Experte für die Literatur der frühneuzeitlichen Humanisten einen Namen gemacht. Nach einem Studium der Philosophie sowie der lateinischen und der griechischen Sprache promovierte er über die griechischen Gedichte Philipp Melanchthons (1497-1560), Luthers vielseitig begabten Mit-Reformator. Erste Sporen als Ausstellungsmacher erwarb Rhein sich dann am Melanchthonhaus im badischen Bretten.

Wittenberger Direktorenstelle

Von dort bewarb er sich auf die Wittenberger Direktorenstelle. Im Auswahlverfahren war er der einzige Katholik "unter protestantischen Theologen". Seine Kombination aus wissenschaftlichem Renommee und Managementerfahrung war wohl entscheidend dafür, dass er den Zuschlag erhielt. "Und die Fürsprache von Sachsen-Anhalts damaligem Ministerpräsidenten Reinhard Höppner", vermutet Rhein.

Seine vielen Talente waren auch in Wittenberg gefragt. In der damals sogenannten Lutherhalle stand im wesentlichen noch die Ausstellung von 1983. Zu Zeiten der DDR wurde sie zum 500. Geburtstag Luthers konzipiert. Rhein entschlackte sie von ideologischen Einflüssen und "einer Überfülle an Exponaten". Zudem brachte er sie multimedial auf den damals aktuellen Stand.

Training-on-the-job

Auch als Bauherr musste sich Rhein in Wittenberg beweisen. Vieles am Lutherhaus war sanierungsbedürftig. "Mit Architekten und Handwerkern zu verhandeln, habe ich training-on-the-job gelernt." So bereitete er das Lutherhaus baulich auf den Ansturm des Reformations-Gedenkjahres von 2017 vor.

Auch die Bau- und Sanierungsprojekte in Luthers Mansfelder Elternhaus sowie seinem Geburts- und Sterbehaus in Eisleben nahmen den Literaturwissenschaftler mehr in Anspruch, als er bei seinem Amtsantritt wohl vorausgesehen hatte. Das Land Sachsen-Anhalt dankte es ihm im vergangenen Jahr mit seinem Architekturpreis, der erstmals an eine Person vergeben wurde.

Der Ruhestand und die Zeit danach

Mit dem Eintritt in den Ruhestand zieht Rhein sich nun aus allen Gremien der LutherMuseen zurück. "Das ist eine Frage des Anstands", erklärt er. Sein Nachfolger Thomas T. Müller (48), wie er ein ausgewiesener Reformationsforscher, soll dadurch mit Blick auf die neue Dauerausstellung im Wittenberger Lutherhaus sowie die Ausstellungen der LutherMuseen in Eisleben und Mansfeld zum 500-Jahr-Gedenken des Bauernkrieges von 1525 freie Hand erhalten.

Seine Hände möchte Rhein nun aber nicht in den Schoß legen. So will er wieder verstärkt wissenschaftlich arbeiten und zeitweise in Mainz zur humanistischen Literatur des 15. bis 17. Jahrhunderts forschen. Auch wohnt Rhein weiterhin in Wittenberg und will sich dort ehrenamtlich in der Bildungsarbeit engagieren. Seinem Nachfolger, bislang Direktor der Mühlhäuser Museen und Präsident des Museumsverbandes Thüringen, wünscht er "Hartnäckigkeit und Leidenschaft" in seiner neuen Aufgabe. "Fünf Museen zu leiten, das ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe".

Wichtige Daten aus dem Leben Martin Luthers

Am 31. Oktober 2017 jährte sich der Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal. Einige wichtige Daten und Stationen aus dem Leben des  Reformators Martin Luther.

- 1483 (10.11.) Geburt in Eisleben

- 1501 Student in Erfurt

- 1505 Mönch in Erfurt

- 1506 Mönchsgelübde

- 1507 Priesterweihe

- 1512 Doktor der Theologie in Wittenberg

- 1517 Veröffentlichung der 95 Thesen zum Ablass

- 1521 Wormser Reichstag, Bannfluch des Papstes und Flucht auf die Wartburg, dort Übersetzung der Bibel

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )
Quelle:
KNA