Marx appelliert bei Friedenstreffen an die Demokratie

Kein Selbstläufer

Das christliche Menschenbild verpflichtet die Kirche nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx, auf der Seite der Demokratie zu stehen. Grundvoraussetzung dafür sei die Würde aller Menschen, wie sie in der Bibel verankert sei.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, spricht beim Internationalen Friedenstreffen in Berlin. / © Michael Kinnen (KNA)
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, spricht beim Internationalen Friedenstreffen in Berlin. / © Michael Kinnen ( KNA )

Das sagte Marx am Montag in Berlin beim internationalen Friedenstreffen der christlichen Gemeinschaft Sant'Egidio. Demokratie sei kein Selbstläufer, so der Münchner Erzbischof. Hier müssten sich auch die Religionen und die Kirche in einer demokratischen Gesellschaft einbringen und selbst verändern. "Das ist auch eine Herausforderung für meine Kirche", sagte Marx.

Münchner Kardinal Reinhard Marx
 / © Robert Michael (dpa)
Münchner Kardinal Reinhard Marx / © Robert Michael ( dpa )

Demokratie unter Beschuss

Demokratie sei keine Religion, beide könnten aber voneinander lernen und es gebe verbindende Grundprinzipien wie die Freiheit aus der gleichen Würde. Das befähige zum Austausch, zur Gemeinschaft und zur Anerkennung einer anderen Meinung. Er wünsche sich, dass die Kirche und alle Religionen in dieser Frage "nicht auf der falschen Seite stehen", sagte der Kardinal.

Mit Sorge betrachte er, so Marx, dass die Demokratie derzeit von verschiedener Seite unter Beschuss stehe. Dabei sei die Religion in den vergangenen Jahren auch politisch von verschiedenen Seiten instrumentalisiert worden. Die Kirche soll nach Ansicht von Marx eine "Lobby für die verantwortliche Freiheit und die Würde jedes Menschen sein" und zur Selbstverantwortung motivieren. Das sei die politische Agenda der Kirche, die nicht für sich selbst agiere, sondern auf alle Menschen ausgerichtet sei.

Internationales Friedenstreffen

Zu dem am Sonntag eröffneten Friedenstreffen werden rund tausend Teilnehmende erwartet, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Gäste aus über 30 Ländern. In 20 Foren geht es um Themen wie die Umweltkrise, Migration, interreligiösen Dialog, Demokratie, Globalisierung, Abrüstung und Künstliche Intelligenz. Das Treffen endet am Dienstagabend mit einer Friedenskundgebung am Brandenburger Tor.

Sant'Egidio - Überblick

Die im Mai 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Ihr Hauptsitz befindet sich im römischen Stadtteil Trastevere, ihr deutsches Zentrum seit 1983 Würzburg. Seit 1986 ist die ökumenisch stark engagierte Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt. Finanziert wird ihre Arbeit durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie durch öffentliche Zuschüsse.

Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA