Mehr als 100 Tote bei Angriffen auf Flüchtlingslager im Sudan

"Schlimmste Vertreibungskrise der Gegenwart"

Über 100 Menschen starben bei Angriffen der paramilitärischen RSF auf ein Flüchtlingslager in Darfur. Menschenrechtsgruppen warnen vor völkermordähnlichen Verbrechen und fordern dringend mehr Schutz für die Zivilbevölkerung.

Viele Menschen im Sudan hungern / © Uncredited (dpa)

In der Region Darfur im Sudan sind Berichten zufolge mehr als 100 Menschen bei Angriffen der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) auf ein Flüchtlingslager getötet worden. Der Gesundheitsminister der Region Nord-Darfur Ibrahim Khater berichtete am Samstag der Zeitung "Sudan Tribune" von den anhaltenden Angriffen auf das Flüchtlingslager Zamzam am Freitag und Samstag.

Das sudanesische Frauenrechtsnetzwerk Siha erklärte am Samstagabend, dass unter den Getöteten auch mehrere Freiwillige eines Krankenzentrums und einer Suppenküche waren, sowie eine schwangere Frau und mehr als 20 Kinder. Nach Angaben der UN wurden auch neun Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Relief International" getötet.

"Völkermordähnliche Verbrechen"

Die schrecklichen Ereignisse erinnerten an die "systematischen völkermordähnlichen Verbrechen", die seit mehr als dreißig Jahren in Darfur stattfinden, heißt es in der Erklärung von Siha. Das Netzwerk rief zum dringenden Schutz der Zivilbevölkerung auf und kritisierte das Schweigen der internationalen Gemeinschaft. Nur ein Ende der Straflosigkeit und eine Präsenz der Vereinten Nationen könnten eine nachhaltige Basis für Frieden in der Region schaffen, so das Frauenrechtsnetzwerk.

Im Sudan war vor zwei Jahren ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den paramilitärischen RSF eskaliert. Die Kämpfe hatten am 15. April 2023 in der Hauptstadt Khartum begonnen und weiteten sich schnell auf weitere Teile des Landes aus. Mehrere diplomatische Anläufe für ein Ende des Krieges scheiterten. Zuletzt eroberte die sudanesische Armee Khartum zurück.

Hungersnot 

Seit über einem Jahr belagern die RSF die Stadt El Fasher, die als einzige größere Stadt in Darfur nicht unter Kontrolle der Paramilitärs ist. Das Flüchtlingslager Zamzam befindet sich in der Nähe. Dort wurde im vergangenen Jahr eine Hungersnot ausgerufen, auch weil die RSF dringend benötigte Hilfslieferungen verhindern.

Die Vereinten Nationen sprechen infolge des Konflikts von der "weltweit schlimmsten Vertreibungskrise der Gegenwart". Bislang sind laut UNHCR fast 13 Millionen Menschen vor der Gewalt geflüchtet.