"Die Wehrpflicht könnte hierbei eine Option sein", sagte der Essener Bischof im Interview des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in Kiel. Angesichts des Zustands karitativer Einrichtungen, etwa Krankenhäuser und Kitas, müsse jeder etwas für die Gesellschaft tun. "Junge Menschen könnten hierbei wachsen und reifen", so Overbeck.

Der Bischof hält auch den Vorschlag der Grünen für bedenkenswert, einen allgemeinen Freiheitsdienst für Menschen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren einzuführen. "Richtig finde ich, dass die Last für die Verteidigung nicht allein der jungen Generation auferlegt werden darf", sagte Overbeck.
Auf die Frage, ob Wehrpflichtige in einem möglichen bewaffneten Konflikt auch an die Front geschickt werden sollten, erklärte der Bischof: "Ob Cyberwar oder persönlich im Feuergefecht: Jeder Soldat an der Front ist einer zu viel." Er fürchte aber, dass es in einer kriegerischen Auseinandersetzung in einer Armee wohl keine Komfortzone mehr geben werde.
Frieden in Ukraine nicht um jeden Preis
Für Bischof Overbeck darf es unterdessen in der Ukraine keinen Frieden um jeden Preis geben. "Die sogenannten Verhandlungen zwischen Russland und den USA machen einen Machthaber wie Russlands Präsidenten Putin praktisch zu einem Gewinner", sagte Overbeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) weiter.
Die angegriffene Ukraine soll laut Overbeck am Verhandlungstisch ein weiteres Mal zum Opfer gemacht werden. "Sollte das geschehen, wären die Grundlagen für die nächsten Konflikte programmiert." Aktuell führten die USA und Russland die Weltordnung, die sich auf die Unverletzbarkeit der Grenzen stütze, ad absurdum. Der Bischof kritisierte auch die politischen Kräften in Deutschland, die zu dem Thema weitgehend schwiegen.
Auch das Sterben von Soldaten und Zivilisten werde durch einen Frieden nach amerikanisch-russischen Ideen nur vordergründig beendet, sagte Overbeck. "Würde die Ukraine noch einmal zum Opfer gemacht, würde dies bedeuten, dass künftig das Recht des Stärkeren über die Stärke des Rechts siegt. Das war noch nie gut für die Menschheit."