UN-Bildungsbericht sieht jüngste Generation in labilen Regionen gefährdet

Millionen Flüchtlingskinder wegen Covid ohne Schulbildung

Der Bericht der Vereinten Nationen warnt davor, dass der jüngsten Generation in besonders labilen Regionen wegen mangelnder Schulbildung Zukunftschancen verloren gehen. Besonders geflüchtete Kinder seien gefährdet - darunter vor allem Mädchen.

Flüchtlingskinder in Myanmar / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Flüchtlingskinder in Myanmar / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Das Coronavirus bedroht laut einem aktuellen UN-Bericht massiv die Schulbildung und damit die Zukunft von Millionen von Flüchtlingskindern. Wenn die Weltgemeinschaft nicht sofort umfassende Schritte gegen die Folgen der Covid-Pandemie ergreife, sei das Potential der jüngsten Generation in einigen der labilsten Regionen der Welt in Gefahr, erklärte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationan UNHCR am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Bildungsberichts.

Geflüchtete Kinder besonders benachteiligt

Zwar haben auf der ganzen Welt Schüler unter den Auswirkungen der Pandemie auf ihre Bildung gelitten, geflohene Kinder seien aber noch zusätzlich benachteiligt. Dies gelte auch für Deutschland. Vor der Pandemie war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Flüchtlingskind keine Schule besuchen kann, doppelt so hoch wie die eines anderen Kindes, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. "Nach allem, was sie durchgemacht haben, können wir ihnen nicht auch noch die Zukunft nehmen, indem wir ihnen heute ihre Bildung verweigern."

Dieses Ungleichgewicht werde sich jetzt noch weiter verstärken und viele Flüchtlingskinder werden nicht zum Unterricht zurückzukehren können, so der UNHCR. Besonders betroffen seien Mädchen, die bereits jetzt weniger Zugang zu Bildung als Jungen hätten.

Viele Gründe für fehlende Schulbildung

Gründe sind laut dem Bericht "Coming Together for Refugee Education" ("Zusammen für die Bildung von Flüchtlingen") Schulschließungen, fehlender Zugang zu Technologien oder Kosten für Unterricht und Bücher. Zudem müssten Flüchtlingskinder oft arbeiten, um für den Unterhalt der Familien beizutragen.

Mit größerer internationaler Unterstützung für Geflüchtete und ihre Aufnahmegemeinschaften könnten jedoch innovative Wege gefunden werden, um die Errungenschaften der letzten Jahre in der Flüchtlingsbildung zu bewahren. Andernfalls könnte der stetige, hart erkämpfte Anstieg der Einschreibungen in Schulen, Universitäten und in der technischen und beruflichen Bildung wieder wegbrechen - in einigen Fällen dauerhaft, warnte Grandi.

Kaum Hochschulbildung

Die Daten des Berichts stammen aus zwölf Ländern, die 2019 mehr als die Hälfte der Flüchtlingskinder der Welt beherbergen. Während 77 Prozent in der Grundschule eingeschrieben sind, sind nur 31 Prozent der Jugendlichen in der Sekundarschule eingeschrieben. In der Hochschulbildung sind nur 3 Prozent der Flüchtlingsjugendlichen vertreten.

Auch Benachteiligung in Deutschland

Auch in Deutschland habe die Pandemie deutliche Folgen für die Bildung von Flüchtlingskindern. Seit März seien zwar aufgrund der bundesweiten Schulschließungen viele innovative digitale Bildungs-Angebote entstanden. Kinder aus Flüchtlingsfamilien hätten aber oftmals die notwendigen technischen Tools nicht zur Verfügung, keinen ruhigen Platz zum Lernen, und die Eltern können aufgrund von Sprachbarrieren oder dem eigenen Bildungshintergrund nicht ausreichend Unterstützung bieten. Daher sei auch in Deutschland eine gezielte Förderung, um Versäumtes aufholen zu können, wichtiger denn je.

Der Bericht fordert die Regierungen, den Privatsektor und die Zivilgesellschaft auf, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die nationalen Bildungssysteme müssten gestärkt, zertifizierte Ausbildungen ermöglicht und die Finanzierung sichergestellt werden. Andernfalls "riskieren wir eine verlorene Generation von Flüchtlingskindern, denen die Bildung vorenthalten wird", warnt der UNHCR.


Quelle:
KNA