Misereor dringt auf Hilfe bei Aussöhnung am Horn von Afrika

"Euphorie und Bewegung vor Ort groß"

Das katholische Hilfswerk Misereor fordert die Bundesregierung auf, den Frieden zwischen Äthiopien und Eritrea zu unterstützen. Dazu gehöre, den Demokratisierungsprozess voranzutreiben sowie Hilfe beim Wiederaufbau zu leisten.

Kind mit den Flaggen von Äthiopien und Eritrea / © Mulugeta Ayene (dpa)
Kind mit den Flaggen von Äthiopien und Eritrea / © Mulugeta Ayene ( dpa )

Äthiopien und Eritrea waren etwa 20 Jahre lang verfeindet. Im Juli unterzeichneten der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Isaias Afewerki in der eritreischen Hauptstadt Asmara einen Friedens- und Freundschaftsvertrag.

Vergleichbar mit dem Fall der Berliner Mauer

"Nach der Öffnung der Grenzen sind die Euphorie und Bewegung vor Ort groß", sagte der Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Freitag in Aachen. "Menschen vergleichen diese Erfahrung mit dem Fall der Berliner Mauer". 

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Sie könnten nun wieder den Kontakt zu Verwandten auf der anderen Seite aufnehmen. Der Frieden sei von den Menschen wirklich gewollt und habe gute Aussichten, dauerhaft zu bestehen.

"Die beginnende Versöhnung zwischen Eritrea und Äthiopien ist mit großen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft für die Bevölkerung beider Länder verbunden", erklärte der Misereor-Hauptgeschäftsführer weiter.

Zudem seien beide Länder aufeinander angewiesen. Äthiopien sei ein Land ohne Zugang zum Meer und benötige dringend mehr Kapazitäten in Häfen wie etwa in den eritreischen Küstenstädten Massawa und Assab. Eritrea könne davon wirtschaftlich profitieren und zusätzliche Arbeitsplätze gewinnen.

Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud (r) empfängt Abiy Ahmed, Premierminister von Äthiopien (dpa)
Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud (r) empfängt Abiy Ahmed, Premierminister von Äthiopien / ( dpa )

Bestehende Sanktionen gegen Eritrea anpassen?

Spiegel hatte sich erst vor wenigen Tagen mit dem für Misereor zuständigen Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Grenzgebiet von Eritrea und Äthiopien ein Bild über die Situation vor Ort gemacht. 

20 Jahre nach der Trennung der beiden Länder müsse die internationale Gemeinschaft nun "den Demokratisierungsprozess in Eritrea unterstützen, verbunden mit Hilfe beim Wiederaufbau", betonte Spiegel.Zudem müsse "umgehend geprüft werden, ob die bestehenden Sanktionen gegen Eritrea noch zweckmäßig sind und entsprechend angepasst oder aufgehoben werden".

Misereor fördert aktuell in Äthiopien über dortige Partnerorganisationen 29 Projekte mit einem Finanzvolumen von mehr als 7,8 Millionen Euro. In Eritrea werden von dem Hilfswerk derzeit zwei Projekte mit rund 360.000 Euro unterstützt.

Freundschaftsvertrag zwischen Äthiopien und Eritrea

Gut zwei Monate nach ihrem historischen Friedensschluss haben Äthiopien und Eritrea am 16. September ihr nachbarschaftliches Verhältnis in einem Freundschaftsvertrag geregelt. Im Beisein des saudischen Königs Salman unterzeichneten der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Isaias Afwerki den Vertrag im saudi-arabischen Dschidda. Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres war zu der Zeremonie angereist. 

Handschlag nach erfolgreicher Vertragsunterzeichnung (shutterstock)
Handschlag nach erfolgreicher Vertragsunterzeichnung / ( shutterstock )
Quelle:
epd , KNA