Janz fordert einen Kulturwandel in der evangelischen Kirche. "Seien Sie Brüder und Schwestern! Machen Sie die Tür auf, damit wir nach Hause kommen können", sagte sie vor dem Kirchenparlament der hannoverschen Landeskirche, der Landessynode, im Kloster Loccum bei Hannover.
Sie vertritt Betroffene im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie hat nach eigenen Angaben Ende der 1990er-Jahre als Jugendliche in Celle sexualisierte Gewalt durch einen Pastor erfahren. Vor der Synode von Deutschlands größter Landeskirche schilderte sie ihre Geschichte.
"Das Schlimmste für mich war nicht der sexuelle Missbrauch, das schlimmste war, dass ich mein Gefühl von Sicherheit im Glauben und in der Gemeinschaft verloren habe, meinem Zuhause beraubt wurde, weil kein Bruder, keine Schwester sich zu mir gestellt hat", erzählte Janz. "Ich ging. Niemand hat mich aufgehalten. Schien es doch viel einfacher, den Störenfried ziehen zu lassen."
So wie sie seien viele andere Betroffene auch gegangen. "Doch glauben Sie mir, nicht alle von uns sind weit weg gelaufen. Viele von uns stehen vor den Türen und warten. Warten darauf, dass ihnen endlich die Tür geöffnet wird."
Allerdings sollten die Kirchenverantwortlichen nicht erwarten, dass die Betroffenen scharenweise kommen. "Wir sind verletzt und wir trauen niemandem mehr." Janz appellierte: "Gehen Sie an die Tür und halten Ausschau! Suchen Sie uns! Interessieren Sie sich für uns! Für uns Betroffene von sexualisierter Gewalt, die diskriminiert und ausgestoßen sind. Lernen Sie neue Worte, die Sie an uns richten! Lernen Sie still zuzuhören und trotzdem da zu sein! Lernen Sie zu handeln, und zwar an unserer Seite!"
Auf die Forderung von vier weiteren Betroffenen nach einem Rücktritt des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister ging Janz nicht ein. Die vier hatten am Mittwoch einen Brief veröffentlicht, in dem sie einen personellen Neuanfang in Hannover verlangten. Sie seien von der Landeskirche in den vergangenen Jahren immer wieder "unprofessionell und unempathisch" behandelt worden, schrieben sie zur Begründung. Meister räumte Fehler ein. Zugleich sagte er, er sehe keinen Anlass zurückzutreten.