Missio kritisiert Ministerin Schulze nach Pakistanbesuch

Religion nicht angesprochen

Von einer "wertegeleiteten Außenpolitik" spricht die Bundesregierung gerne und vom Einsatz für die Menschenrechte weltweit. Doch beim jüngsten Besuch von Ministerin Svenja Schulze in Pakistan spielte die Religionsfreiheit keine Rolle.

Symbolbild Mädchen in Pakistan / © khlongwangchao (shutterstock)
Symbolbild Mädchen in Pakistan / © khlongwangchao ( shutterstock )

Das katholische Hilfswerk missio Aachen kritisiert Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), weil sie bei ihrem Besuch in Pakistan das Thema Religionsfreiheit nicht angesprochen hat.

Der Bundesbeauftragte für Religionsfreiheit, der im Entwicklungsministerium angesiedelt ist, habe in seinem jüngsten Bericht die gravierenden Missstände in Pakistan in diesem Bereich klar benannt, schrieb missio-Präsident Dirk Bingener in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de (Montag): "Für die Ministerin spielt dies aber entweder keine Rolle, oder im Ministerium weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut."

Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er frage sich, was es denn noch brauche, damit die Entwicklungsministerin einer Bundesregierung, die sich eine "wertegeleitete Außenpolitik" auf die Fahnen geschrieben habe, in Pakistan beim Thema Religionsfreiheit den Mund aufmache, so Bingener weiter: "Als die FDP jüngst vorschlug, das Entwicklungsministerium in das Auswärtige Amt zu integrieren, hagelte es Kritik. Zurecht, denn es braucht ein eigenständiges Entwicklungsministerium - es muss seiner Aufgabe aber eben auch gerecht werden."

"Man reibt sich ungläubig die Augen"

Schulze habe sich in Pakistan für "menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Löhne und eine umweltschonende Produktion" eingesetzt, und die Bundesregierung wolle helfen, "auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten", zitierte der missio-Präsident aus den Ankündigungen. Doch auf seine schriftliche Nachfrage, ob die Ministerin das Thema Religionsfreiheit und die Lage religiöser Minderheiten angesprochen habe, habe er nur zur Antwort bekommen: "Das Thema wurde im Zuge der Reise nicht in den Gesprächen aufgegriffen."

Svenja Schulze, SPD / © Britta Pedersen (dpa)
Svenja Schulze, SPD / © Britta Pedersen ( dpa )

Bingener fügte hinzu: "Man reibt sich ungläubig die Augen!" Erst vor wenigen Wochen hätten sich Ausschreitungen gejährt, bei denen ein islamistischer Mob mehr als 25 Kirchen und hunderte Wohnhäuser von Christen geplündert und zerstört habe.

Den staatlichen Institutionen in Pakistan gelinge es nicht, religiöse Minderheiten gegen islamistische Gewalt zu schützen, fügte er hinzu.

Zwangskonversion und Zwangsheiraten seien für Frauen religiöser Minderheiten traurige Realität. Und jüngst habe sogar der Oberste Gerichtshof nach landesweiten Protesten angekündigt, sein Urteil zu revidieren, in dem er der religiösen Minderheit der Ahmadiyya einige religiöse Freiheiten zugesprochen hatte.

Christen in Pakistan

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, 96 Prozent der Einwohner sind Muslime. Das Christentum ist nach dem Hinduismus die zweitgrößte Minderheitsreligion im Land. Gleichzeitig sind die Christen dort besonders bedroht. Wegen Blasphemie verhängen die Gerichte immer wieder Todesstrafen. Dabei genügen schon des Trinken aus einem Brunnen oder eine unliebsame Kurznachricht als Grund. (DR, 01.01.2021)

Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan (dpa)
Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan ( dpa )
Quelle:
KNA