Münchner Künstler gestaltet Missbrauch-Mahnmal für Paderborner Dom

Das erste seiner Art

Wie kann die Kirche der Opfer von Missbrauch gedenken und Bewusstsein dafür schärfen? Das Erzbistum Paderborn will künftig ein Mahnmal im Dom aufstellen. Es trägt den Arbeitstitel "Memory" und erinnert an das Kinderspiel.

Autor/in:
Roland Juchem
Christoph Brech aus München stellte seinen zur Umsetzung empfohlenen Entwurf für das Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche vor / © Isabella Maria Struck (EBP)
Christoph Brech aus München stellte seinen zur Umsetzung empfohlenen Entwurf für das Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche vor / © Isabella Maria Struck ( (Link ist extern)EBP )

Im Paderborner Dom soll künftig ein Mahnmal an Missbrauch in der katholischen Kirche erinnern. Am Donnerstag stellten Vertreter des Erzbistums Paderborn den Siegerentwurf eines Kunstwettbewerbs vor: eine Arbeit des Münchner Künstlers Christoph Brech. 

Das Mahnmal solle in einer Seitenkapelle des Doms umgesetzt werden und sei das erste dieser Art in Deutschland, sagte Generalvikar Michael Bredeck. Brechs Idee sei von der Jury aus Kirchenvertretern, externen Experten sowie Missbrauchsbetroffene aus acht Entwürfen einstimmig ausgewählt worden.

Das Mahnmal mit dem Arbeitstitel "Memory" / © Ansgar Hoffmann (EBP)

Das Kunstwerk mit dem Arbeitstitel "Memory" sieht einen zwei mal zwei Meter großen Tisch vor, dessen Platte aus 25 quadratischen Vitrinenfeldern besteht. Diese können wie bei einem Memory-Spiel umgedreht werden. Auf der Unterseite sollen Zeugnisse Betroffener in Text- oder Bildform zu sehen sein wie auch Aussagen anderer Menschen. Texte und Darstellungen auf den Vitrinenkacheln sollen aktualisiert werden können.

Ein Hahn erinnert an den Verrat

An der Rückwand der Kapelle können auf einem Altar Kerzen entzündet werden. Darüber möchte Brech den "Hahnen-Hymnus" des frühchristlichen Bischofs Ambrosius aus dem 4. Jahrhundert abbilden. Darin geht es um den Hahn, der laut Bibel Petrus daran erinnerte, wie er Jesus verraten und verleugnet hatte. Der krähende Hahn, der zugleich einen neuen Tag und Aufbruch ankündige, solle auch in drei Fenstern zu sehen sein, so Brech.

Das „Atrium“ mit der „Brigidenkapelle“ an der Nordseite des Chores des Paderborner Domes / © Ansgar Hoffmann (EBP)
Das „Atrium“ mit der „Brigidenkapelle“ an der Nordseite des Chores des Paderborner Domes / © Ansgar Hoffmann ( (Link ist extern)EBP )

Es handle sich um "ein mutmachendes, wegweisendes und sehr sensibles Projekt", erklärte Bredeck. Das Erzbistum wolle damit deutlich machen, dass die Kirche das Versagen von Klerikern und Laien hinsichtlich sexuellen oder geistlichen Missbrauch anerkenne, bereue und weitere Fälle verhindern wolle.

Betroffener: Mahnung auch für andere

Der Vorsitzende der Betroffenenvertretung im Erzbistum, Reinhold Harnisch, betonte, vor allem die interaktiven Möglichkeiten des Entwurfs hätten überzeugt. "Wir wollen das Thema nicht im Dunkeln lassen, da es auch ein gesamtgesellschaftliches Problem ist." Die Gespräche mit dem Erzbistum seien in einem sehr kooperativen Klima erfolgt. Das Paderborner Modell könne durchaus eine Mahnung auch für andere Bistümer sein. Beim jährlichen Treffen von Betroffenen am vergangenen Wochenende hätten sich alle Anwesenden von dem Entwurf überzeugt gezeigt.

Für die konkrete Umsetzung des Projekts sind laut Dompropst Joachim Göbel noch genauere Abstimmungen unter anderem mit der Denkmalbehörde notwendig. Konzept und Ort stünden aber fest. Das Mahnmal soll in der sogenannten Brigidenkapelle stehen, die durch den Dom sowie durch zwei weitere Eingänge erreichbar ist.

Entwürfe im Internet zu sehen

Die anderen Vorschläge reichen von figürlichen über abstrakte Installationen bis hin zu Gestaltungen, die den gesamten Raum füllen. Alle acht Entwürfe sind ab Freitag bis zum 18. Mai im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseums zu sehen. Sie werden auch auf www.erzbistum-paderborn.de unter dem Punkt "Beratung & Hilfe" gezeigt.

Erzbistum Paderborn

Rund 4,8 Millionen Menschen leben im Erzbistum Paderborn, davon sind gut 1,3 Millionen katholisch. Das Erzbistum gliedert sich in 19 Dekanate mit 603 Pfarrgemeinden in 107 Seelsorgeeinheiten (Pastorale Räume / Pastoralverbünde / Gesamtpfarreien). 

Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen (dpa)