Gegen örtliche Widerstände hat ein Gemeinderat in Bayern beschlossen, die nach einem früheren Regensburger Diözesanmusikdirektor benannte Straße umzubenennen.
Georg Zimmermann (1916-1984) hatte laut Gerichtsurteil Kinder missbraucht und saß dafür 1969 im Gefängnis. In seiner Heimatgemeinde Eslarn im Oberpfälzer Wald galt er lange als angesehener Mann.
Die Umbenennung erfolgte auf Initiative des Betroffenenbeirats der Diözese Regensburg. Dessen Sprecherin Josefa Schalk sagte am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es handle sich um einen Erfolg mit langer Vorgeschichte. Dem Beschluss seien eineinhalb Jahre Recherchen und Überzeugungsarbeit ihres Gremiums bei den Gemeinderäten vorausgegangen.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe das Anliegen der Umbenennung in einem Brief an den Bürgermeister unterstützt. Auch der örtliche Pfarrer habe sich kooperativ gezeigt. Ein Bistumssprecher bestätigte auf Anfrage Schalks Darstellung.
Anfeindungen
Enttäuscht äußerte sich Schalk über ablehnende Reaktionen von Anwohnern der Straße sowie von Mitgliedern der Musikkapelle, die Zimmermann stark gefördert hatte. "Wir wurden angefeindet und unser Anliegen zum Teil ins Lächerliche gezogen", sagte sie. "Ich bin mir sicher, dass es in dem Ort noch weitere Missbrauchsopfer gibt, die sich aber noch nicht zu sprechen trauen. Diese Mauer des Schweigens muss weg."
Vor dem Gemeinderatsbeschluss hatte der Bürgermeister im Rathaus bereits eine Gedenktafel für den Geistlichen entfernen lassen.
Zimmermann war 1959 für einige Monate auch am Internat der weltberühmten Regensburger Domspatzen tätig. Seit 1973 verbrachte er seinen Ruhestand in Eslarn. In einem Nachruf heißt es, er habe in der Marktgemeinde "fast an die achtzig Kinder und Jugendlichen zu musikalischer Reife geführt und deren Begabungen verfeinert".
1969 verurteilte ihn das Landgericht Weiden wegen mehrerer Fälle von teils schwerer "Unzucht mit Abhängigen" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Laut Zeitungsberichten war Zimmermann geständig.