Nach Missbrauchspriester benannte Straße erhält neuen Namen

Gegen örtliche Widerstände

Eine bayerische Gemeinde ehrt einen Geistlichen nicht länger durch eine nach ihm benannte Straße. Es ist das Ergebnis einer langen Debatte. Bischof Rudolf Voderholzer hatte das Begehren unterstützt. Im Ort gehen die Vorbehalte weiter.

Blick auf Regensburg / © Kirk Fisher (shutterstock)

Gegen örtliche Widerstände hat ein Gemeinderat in Bayern beschlossen, die nach einem früheren Regensburger Diözesanmusikdirektor benannte Straße umzubenennen.

Georg Zimmermann (1916-1984) hatte laut Gerichtsurteil Kinder missbraucht und saß dafür 1969 im Gefängnis. In seiner Heimatgemeinde Eslarn im Oberpfälzer Wald galt er lange als angesehener Mann.

Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl ( KNA )

Die Umbenennung erfolgte auf Initiative des Betroffenenbeirats der Diözese Regensburg. Dessen Sprecherin Josefa Schalk sagte am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es handle sich um einen Erfolg mit langer Vorgeschichte. Dem Beschluss seien eineinhalb Jahre Recherchen und Überzeugungsarbeit ihres Gremiums bei den Gemeinderäten vorausgegangen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe das Anliegen der Umbenennung in einem Brief an den Bürgermeister unterstützt. Auch der örtliche Pfarrer habe sich kooperativ gezeigt. Ein Bistumssprecher bestätigte auf Anfrage Schalks Darstellung.

Anfeindungen

Enttäuscht äußerte sich Schalk über ablehnende Reaktionen von Anwohnern der Straße sowie von Mitgliedern der Musikkapelle, die Zimmermann stark gefördert hatte. "Wir wurden angefeindet und unser Anliegen zum Teil ins Lächerliche gezogen", sagte sie. "Ich bin mir sicher, dass es in dem Ort noch weitere Missbrauchsopfer gibt, die sich aber noch nicht zu sprechen trauen. Diese Mauer des Schweigens muss weg."

Vor dem Gemeinderatsbeschluss hatte der Bürgermeister im Rathaus bereits eine Gedenktafel für den Geistlichen entfernen lassen.

Regensburger Dom / © Dmitry Naumov (shutterstock)

Zimmermann war 1959 für einige Monate auch am Internat der weltberühmten Regensburger Domspatzen tätig. Seit 1973 verbrachte er seinen Ruhestand in Eslarn. In einem Nachruf heißt es, er habe in der Marktgemeinde "fast an die achtzig Kinder und Jugendlichen zu musikalischer Reife geführt und deren Begabungen verfeinert".

1969 verurteilte ihn das Landgericht Weiden wegen mehrerer Fälle von teils schwerer "Unzucht mit Abhängigen" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Laut Zeitungsberichten war Zimmermann geständig.

Bistum Regensburg

Der Regensburger Dom / © Mikhail Markovskiy (shutterstock)
Der Regensburger Dom / © Mikhail Markovskiy ( shutterstock )

Das Bistum Regensburg gehört zu den ältesten Bistümern Deutschlands und ist flächenmäßig das größte in Bayern.

739 erhob der heilige Bonifatius Regensburg zum Bistum. Im Laufe der Geschichte des Bistums wirkten hier die Heiligen Wolfgang, Emmeram, Erhard und Albertus Magnus als Bischöfe. Weitere bedeutende Bischöfe waren Johann Michael Sailer, Georg Michael Wittmann, Michael Buchberger und der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Kardinal Müller.

Quelle:
KNA