DOMRADIO.DE: Frau Brückner, das Bloggen ist fester Bestandteil Ihrer Arbeit. Wie viel Ihrer Zeit als Pfarrerin geht für diese digitale Arbeit drauf?
Theresa Brückner (Evangelische Pfarrerin in der Paulus-Kirchengemeinde in Berlin-Tempelhof, Youtuberin und Bloggerin): Das ist ganz unterschiedlich. An manchen Tagen sind das ein paar Stunden, je nachdem, ob ich ein Video schneide oder Kommentare beantworte. An manchen anderen Tagen, bei kirchlichen Feiertagen zum Beispiel, da verbringe ich eigentlich kaum Zeit damit.
DOMRADIO.DE: Sie haben auch richtig Erfolg damit. 13.000 Follower auf Instagram, knapp 2.000 Abos auf YouTube. Wen erreichen Sie damit?
Brückner: Das ist ganz, ganz unterschiedlich. Ich habe das mal auf Instagram nachgefragt, und da sind wirklich Leute von 13 bis 80 dabei. Das finde ich immer wieder ganz beeindruckend. Auch die Leute, die schreiben, sind ganz unterschiedlich alt. Aber ich glaube, der Großteil ist etwa in meinem Alter, also zwischen 25 und 35 Jahre.
DOMRADIO.DE: Sie haben den Preis "Die goldene Bloggerin" erhalten - Herzlichen Glückwunsch! Auf ihren Kanälen sprechen Sie auch über schwierige Themen wie Diskriminierung, Rassismus, Sexismus. Was bestimmt die Themenauswahl?
Brückner: Ich schaue einerseits, was gesellschaftlich dran ist und überlege mir, wie sich Kirche an dieser Stelle positionieren muss. Andererseits schaue ich, was für mich im Rahmen von Verkündigung und Bekenntnis wichtig ist. Gerade in unserer heutigen Zeit müssen wir uns als Kirche und als Christinnen und Christen ganz klar positionieren. Danach wähle ich diese Themen aus. Und über Sexismus spreche ich immer wieder, weil es mich auch regelmäßig betrifft.
DOMRADIO.DE: Da braucht man bestimmt auch ein dickes Fell. Sind Sie schon mal angefeindet worden?
Brückner: Ja, regelmäßig. Ich bekomme auch regelmäßig Nachrichten, dass ich als Frau im Pfarramt nichts zu suchen hätte. Das hat mich am Anfang verunsichert. Gerade die ersten ein, zwei Nachrichten haben mich wirklich sehr ins Nachdenken gebracht. Aber mittlerweile ist mir das ehrlich gesagt egal, weil ich weiß, warum ich diesen Beruf mache und dass es mehr ist als ein Beruf, sondern an ganz vielen Punkten eine Berufung ist. Und die ist überhaupt nicht abhängig vom Geschlecht.
DOMRADIO.DE: Sie sprechen auch ganz offen über Ihre persönlichen Höhen und Tiefen auf diesen Kanälen. Wie trennen Sie Berufliches und Privates, oder sollte man das vielleicht gar nicht tun?
Brückner: Ich mache eine Trennung zwischen privat und persönlich. Ich berichte über persönliche Dinge, aber nicht über Dinge, die ich für zu privat halte. Persönliche Dinge sind zum Beispiel, wenn ich über meinen Sohn berichte. Aber privat ist zum Beispiel sein Name, sein Gesicht ist auch nicht zu sehen. Ich erzähle auch keine Dinge, die ihn vorführen, sondern eher das, was das Muttersein mit mir macht, was es auch mit mir macht, voll berufstätig zu sein oder ein Kind zu haben mitten in der Erkältungszeit.
DOMRADIO.DE: Ihr Account heißt "theresaliebt". Was genau steckt hinter diesem Namen?
Brückner: Ich habe am Anfang ganz viel gepostet, bei dem es darum ging, was ich liebe und was ich auch wirklich gerne mache. Mein Glaube ist das, was ich liebe, und dementsprechend passte dann auch der Name. Und dann ist es mir auch wirklich wichtig, immer wieder ganz viel Positives rausgeben zu können. Natürlich spreche ich Themen an, die wehtun. Sexismus ist kein Thema, das irgendwie angenehm ist. Aber gleichzeitig geht es mir auch darum, Mut zu machen und zu bestärken und eben auch Liebe nach draußen zu geben.
Das Interview führt Verena Tröster.