"Ich war ehrlich gesagt etwas beschämt, dass ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht habe." Kirsten Lange-Wittmann gehört mit ihrem Mann Philipp Wittmann zu den ersten Stiftern der neuen "Pace e Bene-Stiftung" zur Begleitung von obdachlosen, sterbenskranken Menschen in Köln. Sie will mit ihrem Engagement eine Lücke schließen, die sich bei der Versorgung von Obdachlosen bislang auftut.
Denn bei der Vorstellung der neuen Stiftung im "Gubbio", der katholischen Obdachlosenseelsorge in Köln, klingt immer wieder an, dass es zwar viele Angebote für Menschen auf der Straße gibt – auch wenn sie krank sind. Dass es aber eine Versorgungslücke am Ende des Lebens gibt, ist bislang wohl vielen nicht klar.
Aufgrund von fehlenden Versicherungen kommt ein Hospiz für Obdachlose oft nicht in Frage, auch sind die nicht unbedingt auf die besonderen Lebensumstände von Menschen, die bisweilen Jahrzehnte auf der Straße gelebt haben, eingestellt. Außerdem verlassen Obdachlose oft das Krankenhaus, da sie sich dort unwohl fühlen oder sie eine Drogen- oder Alkoholsucht wieder auf die Straße treibt. Dort sind sie dann wieder auf sich allein gestellt.
Einsames Sterben auf der Straße
Die Franziskanerin Schwester Christina Klein von "Gubbio" kennt viele Obdachlose und weiß von traurigen Fällen zu berichten, bei denen Menschen unbeachtet und allein auf der Straße starben und erst nach einigen Tagen entdeckt wurden. "Gubbio" ist bei der neuen Stiftung mit dabei, ebenso der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden der Stadt Köln. Unter dem Dach der CaritasStiftung im Erzbistum Köln startet "Pace e bene" mit rund 50.000 Euro Stiftungskapitel, das durch Spenden noch aufgestockt werden soll.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist bei der Vorstellung in den Räumen der alten Franziskanerkirche in der Ulrichgasse von der Stiftung sehr angetan. Denn bei aller städtischen Hilfe für Obdachlose gebe es für sie in Köln noch keinen angemessenen Ort zum Sterben. Daher sei die Stiftung eine Geste der Menschlichkeit und des Mitfühlens.
Eine Wohnung als Rückzugsort
Neben Sofort-Hilfe, die sterbenskranke Obdachlose etwa für ihre Versorgung brauchen, will die Stiftung in einem zweiten Schritt eine Wohnung für Obdachlose einrichten, in denen sie medizinisch betreut werden und nicht alleine sterben. Dafür soll eng mit dem Mobilen Medizinischen Dienst zusammengearbeitet werden, erklärt Schwester Christina, die schon lange in der Obdachlosenseelsorge arbeitet.
Ein Hospiz soll die Wohnung nicht sein, sondern ein Ort, der speziell auf die Bedürfnisse von Menschen auf der Straße eingeht. Ihre Tiere sollen sie ebenso mitnehmen können, wie Freunde empfangen. "Wir wollen einen Ort des Vertrauens schaffen, bei dem die Obdachlosen wissen, dass sie da hin können, dass sie sich ohne Schmerzen und in Würde auf ihren letzten Weg machen können."
Über die Sozialarbeit der Stadt, über "Gubbio" und anderen Institutionen soll die Stiftung nun bekannt werden, auch weitere Spenderinnen und Spender sind hochwillkommen.
Für Kirsten Lange-Wittmann ist wichtig, dass durch die Stiftung todkranke Obdachlose die Möglichkeit bekommen, "ihre noch bleibende Zeit so zu verbringen, wie sie es wollen."