Das Erzbistum Bamberg hat nach gut anderthalb Jahren wieder einen Erzbischof: Der 57-jährige Herwig Gössl wurde am Samstagvormittag im Bamberger Dom St. Peter und St. Georg offiziell in sein neues Amt eingeführt. Damit ist er nun Oberhaupt von rund 600.000 Katholiken in Oberfranken, Mittelfranken und einem kleinen Teil Unterfrankens.
In einem feierlichen Gottesdienst übergab der Apostolische Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die päpstliche Ernennungsurkunde. Nach ihrer Verlesung nahm Gössl auf dem Bischofsstuhl Platz und trat damit sein Amt an. Den Bischofsstab übernahm Gössl von seinem Vorgänger dem 74-jährigen Ludwig Schick.
"Dienst an der Einheit"
Gössl kündigte in seiner ersten Predigt als Erzbischof an, die Menschen der Ortskirche im Blick behalten zu wollen. Auch jene, die sich schon von der Kirche abgewandt oder noch nie dazugehört hätten, erläuterte er. "Der Dienst an der Einheit umfasst alle Menschen guten Willens."
Gössl betonte, er wolle sich in den Dienst an der Einheit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wo Menschen Gott verloren hätten, seien Gerechtigkeit und Friede nicht mehr gewachsen, sagte er unter Verweis auf Spaltungstendenzen in der Gesellschaft.
Kirche habe gute Zukunft
"Wo aber wirklich Gott die Herrschaft hat, dort werden Menschen zueinander geführt und nicht gegeneinander in Stellung gebracht." Dort wachse die Einheit auch bei unterschiedlichen Ansichten.
Mit Blick auf die heutige Lage der Kirche sagte Gössl, er sei davon überzeugt, dass die Kirche eine gute Zukunft habe. Das "Schiff Kirche" werde nicht untergehen: "Der Herr ist an Bord", wer sich an ihm orientiere, bekomme selbst im Sturm neuen Mut.
Kurzer Weg zu den Menschen
Der Erzbischof dankte den Menschen im Erzbistum auf allen Ebenen, die an dieser Einheit mitwirkten. Um die Zukunft der Kirche sei ihm nicht bang, weil ihr Schatz nicht aus Kirchensteuereinnahmen bestehe, sondern aus einer Zusage Gottes.
Zu seinen persönlichen Stellvertreter und Generalvikar ernannte der neue Erzbischof Georg Kestel (68). Er war von 2006 bis 2022 schon unter Schick Chef der Bistumsverwaltung.
Rennt nicht dem Zeitgeist hinterher
Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Michael Gerber aus Fulda, an der Amtseinführung teil. In seinem Grußwort würdigte er Gössl als Menschen, dem ein kurzer Weg zu anderen Menschen wichtiger sei als Bürokratie.
Er dankte ihm dafür, dass er mit dem umstrittenen Reformprojekt "Synodaler Weg" besonnen umgehe: "Du trägst diesen Weg mit und weißt um die Herausforderungen." Gössl sei kein Freund von Patentlösungen, sondern schaue auf die je individuelle Situation, um Antworten zu finden.
Für die Menschen da
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, würdigte den neuen Erzbischof ebenfalls als "den Menschen zugewandt". Gössl könne seine eigenen Ansichten auch infrage stellen und ändern. Das sei für den Dienst an der Einheit wichtig und eine der Grundvoraussetzungen für das bischöfliche Amt heute.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gratulierte Gössl und wünschte ihm gutes Durchhaltevermögen. Zudem dankte er dem emeritierten Erzbischof Schick. Der Freistaat Bayern schätze das Wirken der Kirchen im Bereich der Bildung, der Seelsorge und des Sozialen.
Guter Zuhörer
Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp erinnerte an eine Begegnung mit Gössl vor einigen Jahren. Dabei sei ihm aufgefallen, dass er ein sehr guter Zuhörer sei. Das sei eine ausgezeichnete Voraussetzung für einen Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die beiden großen Kirchen in Bayern viel zusammen für die Menschen bewirken können.
Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) betonte, dass die Kirchen die wichtigsten Ansprechpartner für die Sozial- und Bildungspolitik in der Stadt seien. Zudem verwies er auf gemeinsames Engagement für den interreligiösen Dialog sowie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Ernennung, keine Weihe
Papst Franziskus hatte Gössl am 9. Dezember 2023 zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt. Der bisherige Weihbischof leitete das fränkische Erzbistum seit dem Rücktritt Ludwig Schicks Ende 2022 bereits als Übergangsverwalter. Gössl wurde in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1993 empfing er die Priesterweihe, seit 2014 ist er Weihbischof.
Da Gössl bereits seit 2014 Weihbischof ist, fand am Samstag keine Bischofsweihe statt, sondern eine feierliche Amtseinführung. Der Gottesdienst wurde von 10.30 Uhr an im BR-Fernsehen übertragen.