Neuer Bamberger Erzbischof Herwig Gössl in Amt eingeführt

Mahnung zur Einheit

In einem feierlichen Gottesdienst ist der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl am Samstag in sein neues Amt in Anwesenheit zahlreicher hochrangiger Gäste eingeführt worden. Was ihm dabei wichtig ist, sagte er in seiner Predigt.

Gratulationen und Umarmungen für Herwig Gössl (r), Erzbischof von Bamberg, nach seiner Ernennung. / © Daniel Vogl (dpa)
Gratulationen und Umarmungen für Herwig Gössl (r), Erzbischof von Bamberg, nach seiner Ernennung. / © Daniel Vogl ( dpa )

Das Erzbistum Bamberg hat nach gut anderthalb Jahren wieder einen Erzbischof: Der 57-jährige Herwig Gössl wurde am Samstagvormittag im Bamberger Dom St. Peter und St. Georg offiziell in sein neues Amt eingeführt. Damit ist er nun Oberhaupt von rund 600.000 Katholiken in Oberfranken, Mittelfranken und einem kleinen Teil Unterfrankens.

In einem feierlichen Gottesdienst übergab der Apostolische Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die päpstliche Ernennungsurkunde. Nach ihrer Verlesung nahm Gössl auf dem Bischofsstuhl Platz und trat damit sein Amt an. Den Bischofsstab übernahm Gössl von seinem Vorgänger dem 74-jährigen Ludwig Schick.

"Dienst an der Einheit"

Gössl kündigte in seiner ersten Predigt als Erzbischof an, die Menschen der Ortskirche im Blick behalten zu wollen. Auch jene, die sich schon von der Kirche abgewandt oder noch nie dazugehört hätten, erläuterte er. "Der Dienst an der Einheit umfasst alle Menschen guten Willens."

Herwig Gössl, neuer Erzbischof von Bamberg beim Gottesdienst zu seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg am 2. März 2024 im Bamberger Dom.  / © Katharina Gebauer (KNA)
Herwig Gössl, neuer Erzbischof von Bamberg beim Gottesdienst zu seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg am 2. März 2024 im Bamberger Dom. / © Katharina Gebauer ( KNA )

Gössl betonte, er wolle sich in den Dienst an der Einheit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wo Menschen Gott verloren hätten, seien Gerechtigkeit und Friede nicht mehr gewachsen, sagte er unter Verweis auf Spaltungstendenzen in der Gesellschaft.

Kirche habe gute Zukunft

"Wo aber wirklich Gott die Herrschaft hat, dort werden Menschen zueinander geführt und nicht gegeneinander in Stellung gebracht." Dort wachse die Einheit auch bei unterschiedlichen Ansichten. 

Mit Blick auf die heutige Lage der Kirche sagte Gössl, er sei davon überzeugt, dass die Kirche eine gute Zukunft habe. Das "Schiff Kirche" werde nicht untergehen: "Der Herr ist an Bord", wer sich an ihm orientiere, bekomme selbst im Sturm neuen Mut.

Kurzer Weg zu den Menschen

Der Erzbischof dankte den Menschen im Erzbistum auf allen Ebenen, die an dieser Einheit mitwirkten. Um die Zukunft der Kirche sei ihm nicht bang, weil ihr Schatz nicht aus Kirchensteuereinnahmen bestehe, sondern aus einer Zusage Gottes. 

Zu seinen persönlichen Stellvertreter und Generalvikar ernannte der neue Erzbischof Georg Kestel (68). Er war von 2006 bis 2022 schon unter Schick Chef der Bistumsverwaltung.

Herwig Gössl, neuer Erzbischof von Bamberg beim Gottesdienst zu seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg am 2. März 2024 im Bamberger Dom.  / © Katharina Gebauer (KNA)
Herwig Gössl, neuer Erzbischof von Bamberg beim Gottesdienst zu seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg am 2. März 2024 im Bamberger Dom. / © Katharina Gebauer ( KNA )

Rennt nicht dem Zeitgeist hinterher

Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Michael Gerber aus Fulda, an der Amtseinführung teil. In seinem Grußwort würdigte er Gössl als Menschen, dem ein kurzer Weg zu anderen Menschen wichtiger sei als Bürokratie. 

Er dankte ihm dafür, dass er mit dem umstrittenen Reformprojekt "Synodaler Weg" besonnen umgehe: "Du trägst diesen Weg mit und weißt um die Herausforderungen." Gössl sei kein Freund von Patentlösungen, sondern schaue auf die je individuelle Situation, um Antworten zu finden.

Für die Menschen da

Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, würdigte den neuen Erzbischof ebenfalls als "den Menschen zugewandt". Gössl könne seine eigenen Ansichten auch infrage stellen und ändern. Das sei für den Dienst an der Einheit wichtig und eine der Grundvoraussetzungen für das bischöfliche Amt heute.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gratulierte Gössl und wünschte ihm gutes Durchhaltevermögen. Zudem dankte er dem emeritierten Erzbischof Schick. Der Freistaat Bayern schätze das Wirken der Kirchen im Bereich der Bildung, der Seelsorge und des Sozialen.

Guter Zuhörer

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp erinnerte an eine Begegnung mit Gössl vor einigen Jahren. Dabei sei ihm aufgefallen, dass er ein sehr guter Zuhörer sei. Das sei eine ausgezeichnete Voraussetzung für einen Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die beiden großen Kirchen in Bayern viel zusammen für die Menschen bewirken können.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) betonte, dass die Kirchen die wichtigsten Ansprechpartner für die Sozial- und Bildungspolitik in der Stadt seien. Zudem verwies er auf gemeinsames Engagement für den interreligiösen Dialog sowie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.

Ernennung, keine  Weihe

Papst Franziskus hatte Gössl am 9. Dezember 2023 zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt. Der bisherige Weihbischof leitete das fränkische Erzbistum seit dem Rücktritt Ludwig Schicks Ende 2022 bereits als Übergangsverwalter. Gössl wurde in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1993 empfing er die Priesterweihe, seit 2014 ist er Weihbischof.

Da Gössl bereits seit 2014 Weihbischof ist, fand am Samstag keine Bischofsweihe statt, sondern eine feierliche Amtseinführung. Der Gottesdienst wurde von 10.30 Uhr an im BR-Fernsehen übertragen.

Erzbistum Bamberg

Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p (shutterstock)
Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p ( shutterstock )

Das Bistum Bamberg wurde auf die Initiative von König Heinrich II. hin bei der Reichssynode in Frankfurt gegründet. Erster Bischof von Bamberg war Eberhard I., der dieses Amt von 1007 bis 1040 innehatte. Mit dem Bistum Bamberg ins Leben gerufen wurde das Domkapitel, das den heiligen Georg als Patron wählte.

Beim 4. Laterankonzil 1215 erlangte das Domkapitel das alleinige Bischofswahlrecht und beanspruchte die Mitregierung des Hochstifts und der Diözese.

Quelle:
epd , KNA