Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl (56) ist am Montag staatlich vereidigt worden. Vor dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) schwor er im Münchner Prinz-Carl-Palais "Deutschland und dem Lande Bayern" die Treue.
Dabei legte Gössl seine rechte Hand auf eine Bibel. Hinter der aufgeschlagenen Eidesformel stand auf dem Tisch ein Kruzifix. Ins Amt als Erzbischof eingeführt wird Gössl am 2. März im Bamberger Dom.
Pflicht zur Achtung der verfassungsmäßigen Ordnung
Mit dem Eid am Montag verpflichtet sich ein Bischof in Bayern mit seinen Priestern zur Achtung der verfassungsmäßigen Ordnung. Söder und Gössl bekannten sich in ihren Ansprachen zu einer engen Zusammenarbeit von Staat und Kirche. "Der Eid bindet nicht nur Sie, sondern auch uns", sagte Söder mit Blick auf seine Regierung. Er versprach eine enge Partnerschaft, geprägt von Respekt, Wertschätzung und auch Freundschaft.
Ohne das Engagement der Kirche vor allem in der sozialen Arbeit und in Schulen wäre die Gesellschaft ärmer, fügte Söder hinzu. Der Religionsunterricht etwa sei ganz wichtig für die Wertebildung. Und über christliche Feiertage freuten sich selbst Kirchenkritiker.
Der Ministerpräsident legte der Kirche nahe, nicht zu einer Nichtregierungsorganisation "wie viele andere" zu werden. In den schlimmsten Phasen des Lebens, in Krankheit und im Sterben, gebe die Kirche Hoffnung und Orientierung. Wer glaube, könne auch anderen Mut machen.
Gössl besorgt um Zustand des Gemeinwesens
Der künftige Bamberger Erzbischof sagte, Staat und Kirche müssten zusammenwirken, "damit sich die Hoffnung auf Heil durchsetzt in den Herzen der Menschen, damit die Menschenfänger und Populisten keinen Boden gewinnen und der Friede auf Erden wachsen kann".
Der Geistliche äußerte sich zugleich besorgt zum Zustand des Gemeinwesens. Bei immer mehr Menschen schwinde das Verantwortungsbewusstsein für eine Gemeinschaft über die eigene Familie hinaus. Deshalb hätten sie auch kein Verständnis mehr dafür, wenn sich Institutionen wie die Kirche in den öffentlichen Diskurs einbrächten.
Seit seiner Ernennung durch Papst Franziskus am 9. Dezember 2023 sei er öfter darauf hingewiesen worden, die Kirche solle sich aus der Politik heraushalten und nur noch um den Glauben kümmern, sagte Gössl. Beides voneinander zu trennen, sei aber nicht möglich.
"Glaubende Menschen werden sich hoffentlich auch in Zukunft auf der festen Basis ihres christlichen Glaubens politisch und gesellschaftlich engagieren und in ihren Entscheidungen für Werte einstehen, die sie nicht aus sich selbst heraus haben und die sie auch nicht der - vermeintlichen - Mehrheitsmeinung unterordnen", sagte er.