Neuer Essener Stadtpfarrer sieht Muezzinrufe gelassen

"Anderen ihre Religionsausübung überlassen"

Der neue katholische Stadtpfarrer von Essen, Michael Dörnemann, sieht Muezzinrufe gelassen. "Wer selbst als Christ überzeugt ist, kann auch den anderen ihre Religionsausübung überlassen", betonte er in Bezug auf ein Kölner Projekt.

Erster Muezzinruf in Köln / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Erster Muezzinruf in Köln / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Häufig empfänden diejenigen Christen eine Bedrohung durch den Islam, "die selbst kaum noch praktizierend sind, die kaum noch in einen Gottesdienst gehen oder eine aktive Verbindung mit der christlicher Gemeinschaft haben", sagte der bisherige Leiter des Seelsorgeamtes in der Essener Bistumsverwaltung der kirchlichen Zeitung "Neues Ruhrwort" (Donnerstag).

"Wer selbst als Christ überzeugt ist, kann auch den anderen ihre Religionsausübung überlassen. Wichtig ist, dass Religionsausübung in Freiheit geschieht."

Modellprojekt der Stadt Köln zu Muezzinrufen

Dörnemann, der am Sonntag in sein neues Amt als Pfarrer von Sankt Gertrud eingeführt wird, kommentierte ein in die Kritik geratenes Modellprojekt der Stadt Köln zu Muezzinrufen. An der dortigen Zentralmoschee des deutsch-türkischen Moscheeverbands Ditib ertönt seit vergangene Woche künftig jeden Freitag der traditionelle islamische Gebetsruf über Lautsprecher. Kritiker befürchten unter anderem, der Ruf könnte eines Tages das christliche Glockengeläut verdrängen.

Erster Muezzinruf in Köln / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Erster Muezzinruf in Köln / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Nach Recherchen des "Neuen Ruhrworts" ist das Bistum Essen besonders vom Kirchensterben betroffen. So könnten von den einst 335 Kirchen im Ruhrbistum bis 2030 nur noch etwa 90 übrig bleiben.

Kirchenschließungen haben häufig etwas mit innerkirchlichen Strukturreformen angesichts sinkender Mitglieder- und Priesterzahlen zu tun.

Muezzinruf

In der islamischen Welt zeigt der Ruf des Muezzins die Zeit zum Gebet an. Dabei steht der Rufer traditionell auf einem Minarett, also einem hohen Turm an einer Moschee. Der Koran schreibt fünf tägliche Gebete vor, die im Morgengrauen, am Mittag, Nachmittag, Abend und nach Einbruch der Nacht in Richtung Mekka verrichtet werden. Das islamische Ritualgebet (arabisch: salat) ist nach dem Glaubensbekenntnis die wichtigste "Säule des Islam".

Halbmond auf der Spitze eines Minarettes der Kölner Zentralmoschee der Ditib / © Oliver Berg (dpa)
Halbmond auf der Spitze eines Minarettes der Kölner Zentralmoschee der Ditib / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA