DOMRADIO.DE: Freuen Sie sich schon?
Andreas Süß (Neusser Münsterpfarrer): Auf jeden Fall. Das ist ein großes Fest für unser ganzes Kreisdekanat und vor allen Dingen für die Stadt Neuss. Quirinus ist unser Stadtpatron und wird von allen begeistert gefeiert.
DOMRADIO.DE: Was hat es mit dem Quirinus und seiner Geschichte auf sich?
Süß: Der Quirinus ist Märtyrer. 1050 kam er nach Neuss, nachdem er die Christen unter Kaiser Hadrian zunächst verfolgt hatte. Seine Tochter Balbina litt an einem Halsleiden. Er hat gesagt: Wenn euer Gott ein Gott ist, der heilt und stärkt, dann heilt meine Tochter. Die Christen haben für dieses Leiden gebetet. So kam es dazu, dass die Tochter geheilt wurde und Quirinus in der Zeit der Christenverfolgung zum christlichen Glauben kam. So hat er dann selbst nach seiner Taufe das Martyrium als Christ erlitten und ist damit ein Bekenner, der auch uns heute noch herausfordert und ein Beispiel gibt.
DOMRADIO.DE: Auf dessen Fürsprache hat die Stadt Neuss großes Glück erfahren.
Süß: Genau, laut einer Überlieferung hat Karl der Kühne aus Burgund die Stadt Neuss im Jahr 1475 belagert. Weil die Neusser aber viel Gottvertrauen hatten und den heiligen Quirinus in seinem Schrein an die Stadtmauer gebracht haben, konnte Karl der Kühne die Stadt nicht einnehmen. Es gibt Bilder von seiner großen Belagerung. Neuss war sozusagen die Vorhut. Nachdem er Neuss eingenommen hätte, wollte Karl der Kühne auch Köln und Bonn einnehmen. Die Neusser haben das Rheinland somit erfolgreich verteidigt.
Deshalb ist es so toll, dass die Neusser bis heute sagen, wir haben ein Gelübde. Am Sonntag im Hochamt werden die Vertreter der Stadt Neuss wieder, wie versprochen, zwei große Kerzen spenden. Diese werden am Schrein des Quirinus aufgestellt und brennen jeden Sonntag dem heiligen Quirinus zum Dank.
Das ist für mich wirklich besonders. Ich war in vielen Städten im Erzbistum im Einsatz. Aber es gibt keine Stadt, die davon spricht eine Quirinus-Stadt zu sein, die also ihren Stadtheiligen benutzt, um ihre eigene Stadt zu bezeichnen. Das tut der Bürgermeister zum Beispiel, wenn Neuss gegen Düsseldorf oder eine andere Stadt gewinnt. Dann heißt es, die Quirinus-Stadt hat gewonnen.
Wenn man in Neuss zu Gast ist, wird man in den zweiten, dritten, vierten Stock gebeten, um zu zeigen: Wir können von uns aus auf das Quirinus-Münster schauen. Von daher ist Qurinus für die Neusser nach wie vor eine Identifikationsfigur. Unser Bürgermeister hat mit einer Nachbildung des heiligen Quirinus die Landesgartenschau nach Neuss geholt. Wir können also auch auf nationaler Ebene mit dem heiligen Quirinus punkten.
DOMRADIO.DE: Die Quirinus-Oktav beginnt an diesem Samstag. Täglich gibt es die Laudes, die Vesper und die Komplet. Jung und Alt machen bei Führungen und Sternwallfahrten mit. Wie laufen die ab?
Süß: Es gibt unterschiedliche Sternwallfahrten. Die Kinder aus den Kitas des Sendungsraums der katholischen Kirche in Neuss
werden sich von ihrer Kita aus zu Fuß oder per Bus, je nach Entfernung, in die Innenstadt zum heiligen Quirinus aufmachen. In der Basilika gibt es einen traditionellen Weg, so ähnlich wie im Kölner Dom, dass man dort mit den Fahnen und Bannern, die die Kinder selbst gemalt haben, in das Quirinus-Münster hineinschreitet. Erst einmal geht man zur Quirinus-Figur und dann zum Schrein. Auf diesem Weg soll einem noch einmal klar werden: Wer ist der heilige Quirinus?
Es gibt aber auch die Quirinus-Schötzejeselle, es gibt eine Gruppe, die von verschiedenen Kapellen aus zum Sankt Quirinus pilgert. Die Neusser Bürgergesellschaft tut es ebenso. Menschen aus verschiedenen Verbänden machen mit, Kolping, kfd, etc. In dieser ganzen Woche gibt es verschiedene Gottesdienste mit Kindermusik, mit Neuem Geistlichen Liedgut, mit Lobpreis bei "Night Fever", aber auch mit lateinischem Hochamt.
Beim festlichen Abschlussabend am Sonntag zeigen wir mit klassischer Musik die Fülle der unterschiedlichen Ausdrucksformen im Gebet, in der Musik. Das große Finale ist der Sonntag, der 5. Mai, wo wir um 18 Uhr zusammenkommen, um im St. Quirinus-Münster Messe zu feiern, anschließend mit dem Schrein um das Quirinus-Münster zu ziehen und auf dem Münsterplatz miteinander zu essen und zu feiern.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.