Österreichs Katholiken senden Papier mit Wünschen nach Rom

"Die Kirche sollte in allen Lebensräumen präsent sein"

Papst Franziskus will eine synodale Kirche. Deshalb haben Österreichs Katholiken ein Papier nach Rom geschickt, mit dem man die Synode über die Wünsche im Lande informieren will. Der Journalist Klaus Prömpers kennt die Hintergründe.

Der Stephansdom in Wien / © Heracles Kritikos (shutterstock)
Der Stephansdom in Wien / © Heracles Kritikos ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie ist das Papier zustande gekommen?

Klaus Prömpers (Journalist): Basis war der Bericht vom Abschluss des ersten Teils der Weltbischofssynode im Oktober 2023. Dieser wurde dann auf relativ breiter Ebene erörtert, zum Beispiel in den Diözesen, im Priesterrat, bei der Caritas, in Frauennetzwerken und in verschiedenen Berufsgruppenvertretungen. Dabei bemängeln die Autoren des Papiers, dass sich vergleichsweise wenige Priester beteiligt haben. 

Klaus Prömpers (privat)
Klaus Prömpers / ( privat )

DOMRADIO.DE: Was sind die wesentlichen Punkte in diesem Papier? 

Prömpers: Sie sind nicht überraschend, finde ich, denn sie spiegeln sich überall wider, und zwar nicht nur in Europa. Es geht um Frauen und deren zukünftige Rolle in der Kirche, sowie die missionarische Ausrichtung der Kirche und die innerkirchliche Teilhabe an Entscheidungsprozessen.

Das sind die drei Top-Prioritäten von insgesamt 14, die die Österreicher übermitteln. Schließlich gibt es auch noch einen Tupfer von zu wenig Auflehnung gegen Klerikalismus. 

Klaus Prömpers

"Beklagt wird, dass die Kirche bereits jetzt einen enormen Vertrauensverlust erlitten hat."

DOMRADIO.DE: Was erwarten denn die Österreicher bei der Frauenfrage? 

Prömpers: Sie erwarten, dass am Ende so etwas wie die Zulassung der Frau zum Diakonat steht. Das muss geklärt werden. Denn beklagt wird, dass die Kirche bereits jetzt einen enormen Vertrauensverlust erlitten hat.

Die Argumentation um die Stellung der Frau in der katholischen Kirche geht zurück bis in die Apostelgeschichte, denn dort hatten sie eine starke Stellung. Genau da knüpfen Österreichs Katholiken an, sowie am Zweiten Vatikanischen Konzil. 

Da stand nämlich schon die Öffnung des Diakonats für Frauen wörtlich in dem Satz, dass der "Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen auch innerhalb der Kirche als ein Zeichen der Zeit, das theologisch reflektiert ist, zu Entscheidungen über die Berufung zum Weiheamt führen sollte". 

Klaus Prömpers

"Mut zum Zeugnis, persönliche Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit, wertschätzend zuzuhören, sei wichtig für die missionarische Kirche."

DOMRADIO.DE: Ein weiterer Schwerpunkt des Papiers ist die "Kirche ist Mission". Was bedeutet die Aussage "Kirche ist Mission" für die Österreicher? 

Prömpers: Die Schreiber des Papiers sagen, dass die Kirche in allen Lebensräumen als Angebot präsent sein sollte, und zwar nicht nur im Rahmen der traditionellen Familie. Denn auch jenseits der Familie gibt es Strukturen, die Gemeinschaften bilden.

Mut zum Zeugnis, persönliche Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit, wertschätzend zuzuhören, sei wichtig für die missionarische Kirche. Das ist ja etwas, was der Papst auch immer wieder betont. Bemängelt wird, dass in den bisherigen Papieren aus Rom die spezifische Berufung der Priester zur Mission nicht präzise dargestellt wird. 

DOMRADIO.DE: Inwiefern ist diese geforderte Beteiligung Praxis in den Diözesen von Österreich? 

Prömpers: In manchen Bistümern gibt es schon eine sehr ausgebaute Beteiligung aller an Entscheidungen der Hierarchie, beispielsweise bei der Neuordnung der Pfarreien. Insgesamt stellt der Bericht fest, dass der nun begonnene Weg zu mehr Mitwirkung von Laien in der Kirche der richtige Weg sei. Klar, das wird auch immer wieder zu Spannungen führen, aber die müsse die Kirche eben aushalten. 

DOMRADIO.DE: In dem Zusammenhang gibt es auch die Forderung nach einem Dach aller digitaler kirchlicher Dienste unter dem Titel "Digitale Kirche Österreich". Wie ist das gemeint? 

Prömpers: Angesichts der zunehmenden Orientierung vor allem junger Menschen in digitalen Medien sei es nötig, dort stärker präsent zu sein und in einer Sprache zu kommunizieren, die von Jugendlichen verstanden und angenommen wird. Auch die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz sei hier ein Auslöser. Die Kirche sei gehalten, bei Künstlicher Intelligenz auf die Beachtung ethischer Normen zu achten. 

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR