"Nur wer seine Vergangenheit wirklich kennt, hat eine Zukunft und kann diese gewaltfrei gestalten", sagte Generaloberin Regina Pröls. Die Nachforschungen hätten ergeben, dass sich der italienische Priester und Ordensgründer Peter Natili (1842-1914) in den Jahren 1899 und 1900 wegen sexuellen Missbrauchs in vier Fällen vor dem Münchner Amtsgericht verantworten musste.
Natili habe demnach "mindestens drei der damaligen Schwestern sowie eine verheiratete Frau, die er aus der Beichte kannte, sexuell missbraucht". Auch sei der Vorwurf im Raum gestanden, dass er selbst illegale Abtreibungen vorgenommen habe.
Erschütternde Erkenntnisse
"Obwohl das Gericht den Zeuginnen glaubte, kam es zu keiner Verurteilung. Natili wurde jedoch in seine Heimat Italien ausgewiesen", heißt es in der Mitteilung.
Die Theologin Magdalena Hürten habe für eine noch nicht veröffentlichte Doktorarbeit das vorhandene Aktenmaterial ausgewertet. Die Forscherin habe dabei auch analysiert, wie die Schwesterngemeinschaft, aber auch staatliche und kirchliche Behörden mit den Berichten über den Missbrauch umgegangen seien.
Wo die Betroffenen gehört und wo ihre Erfahrungen unsichtbar gemacht worden seien. Die Generaloberin sprach in diesem Zusammenhang von erschütternden Erkenntnissen.
Keine weiteren Fälle bekannt
Pröls fügte hinzu, bisher seien keine weiteren Missbrauchsvorwürfe gegen Angehörige der Kongregation bekannt. Zugleich rief sie etwaigeBetroffene dazu auf, sich bei den Missbrauchsbeauftragten ihres Ordens oder des Erzbistums Bamberg zu melden.
Die Geschichte der Kongregation begann um 1890 in München. Dort gründete der Ordensmann Peter Natili mit Krankenschwestern einen Verein für Krankenpflege. Bald schlossen sich die Schwestern zu einer Gemeinschaft zusammen, lebten nach einer von Natili verfassten Regel.
Ab 1913 nannten sie sich Franziskusschwestern, 1921 wurde die Gemeinschaft im Erzbistum Bamberg als Diözesankongregation anerkannt. Das Mutterhaus befindet sich im größten fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein.
Nach eigenen Angaben hat der Orden derzeit weltweit 121 Mitglieder. Die 16 Konvente verteilen sich auf Deutschland, Peru und Indien.