DOMRADIO.DE: Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Beratung und mit dem Ergebnis?
Schwester Katharina Kluitmann OSF (Ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz / DOK): Ich bin super zufrieden, weil ich finde, es war eine gute Begegnung. Am Anfang haben wir ein bisschen gesagt wie ein Klassentreffen, aber es waren auch ganz viele neue, auch spannende Leute, dabei. Der Verlauf war gut.
Es war schon beeindruckend zu sehen, dass nach über 100 Änderungsanträgen, über die wir einzeln oder in Blöcken entschieden haben bei der Frage "Stimmen Sie jetzt der Satzung zu? Bitte machen Sie das durch Aufstehen", der ganze Saal aufsteht.
DOMRADIO.DE: Im Vorhinein hat es ja ziemlich viel Rumoren gegeben, unter anderem, weil eine Reihe konservativer Bischöfe nicht teilnehmen wollte. Wie haben Sie die Atmosphäre vor Ort erlebt?
Kluitmann: Die Atmosphäre war gut. Ich persönlich und viele von uns bedauern, dass Leute nicht teilnehmen. Sie haben eben gesagt, wir sollen den synodalen Rat vorbereiten. Ja, wir haben aber auch die Aufgabe, und das steht als zweites da, die Synodalität zu üben.
Synodalität können wir nur gemeinsam gehen, gemeinsam reden. Und wenn da wichtige Stimmen fehlen - und die konservativen Stimmen sind wichtig - dann fehlt uns was. Und das ist einfach schade. Und ich hoffe, dass die Herren es sich noch überlegen und kommen - auch aus Liebe zu ihren Diözesen, die dahinterstehen.
DOMRADIO.DE: Sie haben als Ordensschwester teilgenommen. Die Rolle der Orden geht in der kirchlichen Debatte manchmal so ein bisschen unter. Fühlen Sie sich im synodalen Ausschuss oder größer gesagt, bei den deutschen Reformbestrebungen genügend gesehen und gewürdigt?
Kluitmann: Ich habe den Eindruck, wir sind noch nie als Ordensleute und gerade als Ordensfrauen so sehr wahrgenommen worden. Und zwar weil es uns eben gerade in diesem Prozess überhaupt nicht darum geht, dass wir gesehen werden, sondern dass wir unsere Sichtbarkeit nutzen für andere Menschen.
Und damit haben wir, glaube ich, in den Herzen mancher Menschen und in den Köpfen auch gepunktet.
DOMRADIO.DE: Viel ist vorab darüber diskutiert worden, ob die Sitzungen des Ausschusses öffentlich stattfinden sollen oder nicht. War das jetzt ohne Presse leichter zu tragen? Soll das so bleiben?
Kluitmann: Also, mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal, ob da Presse ist, ob da ein Livestream läuft. Es war gut so und ehrlich gesagt: Wenn Sie 24 Stunden zusammen sind und über über 100 Änderungsanträge beschließen, glaube ich nicht, dass das irgendjemand sehen will.
Es war einfach Knochenarbeit. Und nein, es wird nicht so bleiben. Wir haben uns für Medienöffentlichkeit entschieden.
DOMRADIO.DE: Der Ausschuss ist jetzt erst mal auf drei Jahre angesetzt, um das dauerhafte Gremium Synodaler Rat einzurichten. Nach der ersten Sitzung: Ist die deutsche Kirche in Ihren Augen auf dem richtigen Weg?
Kluitmann: In meinen Augen sind wir bei allen Fehlern, die wir machen, total auf dem richtigen Weg. Wir sind nicht immer ganz so schnell unterwegs, wie ich mir das wünschen würde. Autoritäre Entscheidungen gehen schneller. Aber genau die wollen wir ja nicht mehr.
Und von daher glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben auch in den Satzungsdebatten in den letzten Tagen gelernt aus dem, was wir beim synodalen Weg vielleicht noch nicht so gut gemacht haben. Wir haben viel gehört, was in Rom gewesen ist, in der Weltsynode, und geguckt, was passt da wie für uns.
Und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Ich freue mich jetzt, wenn die inhaltliche Arbeit losgeht. Wenn wir einen Kuchen backen, da finde ich das Backen ganz schön. Aber man muss halt vieles vorbereiten und einkaufen gehen und so, und das haben wir jetzt gemacht. Wir haben vorbereitet und jetzt kann es richtig losgehen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.