DOMRADIO.DE: Was ist geplant am kommenden Freitag?
Tobias Hasselmeyer (Diözesan-Jugendpfarrer im Bistum Paderborn): Es wird einen Gottesdienst im Dom geben, im Stil von Taizé. So wie die Gemeinschaft von Taizé den Samstagabend mit einer Lichterfeier und Liedern, Gebeten und Schriftstellen aus der Bibel gestaltet, so werden wir das jetzt zum 22. Mal wieder im Paderborner Dom tun. Wir versuchen die Atmosphäre von Taizé zu uns zu holen, ins Westfälische, mit Lichtern, Kerzen und Liedern, welche für Taizé stehen.
DOMRADIO.DE: Das Leitwort ist "Seid heilig, denn er ist heilig". Was hat es damit auf sich?
Hasselmeyer: Im Vorbereitungsteam überlegen wir immer, welche Schriftstelle soll im Mittelpunkt stehen. Viele in unserem Team hatten die Wahrnehmung, dass wir im Moment in der Welt eine ganz kribbelige Stimmung haben in der Gesellschaft , in unserer Umgebung. Wir nehmen Dinge wahr, die überhaupt nicht heilig sind, die unheilig sind. Was kann man dagegensetzen?
Dann sind wir auf diese Schriftstelle aus dem Buch Leviticus gekommen: "Seid heilig, denn er ist heilig", euer Gott. Wem sollen wir folgen? Was sollen wir nachmachen? Was ist vorbildlich? Wenn wir auf Gott schauen, bekommen wir eine Idee davon und eine Richtschnur und hoffentlich eine Motivation, dafür was der Kern ist, was wir Gutes dagegensetzen können. Heilig sein im Grunde.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihnen persönlich besonders heilig?
Hasselmeyer: Eine sehr schwierige Frage, die wir auch den Mitfeiernden am Freitagabend stellen möchten, damit jeder darüber nachdenkt. Ich glaube, das ist sehr facettenreich, aber im Kern kommt es immer beim Leben raus. Dass das Leben heilig ist, geschützt wird, sich entfalten kann, unverletzt bleibt. Das wäre gut.
DOMRADIO.DE: Sie haben es gesagt, zum 22. Mal findet das statt. Sie erwarten über 1.000 Besucherinnen und Besucher. Was macht die Faszination dieser Nacht der Lichter aus?
Hasselmeyer: Ich glaube, es ist zweierlei. Das eine ist die Stimmung. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre. Das hat was mit Heimeligkeit zu tun, weil der Dom natürlich sehr dezent ausgeleuchtet ist, eigentlich ohne elektrisches Licht auskommt. Am Anfang ist es auch recht düster.
Wir haben diese typischen Taizé-Segel aufgestellt, so orangene Banner, die von hinten beleuchtet werden, sodass es ein diffuses Licht im Dom gibt. Nach und nach entzündet im Gottesdienst jeder der Teilnehmenden eine eigene Kerze. Das heißt, es gibt eine ganz besondere Atmosphäre. Dazu tragen die Lieder bei, dieser ganz besondere Stil der Taizé-Lieder, das lange Wiederholen, das sich darin einschwingen können und zur Ruhe kommen.
Und dabei natürlich mit ganz vielen im Dom zu sein. Der Dom ist proppenvoll, die Bänke sind besetzt, die Fußböden sind besetzt, auf jedem Säulenfuß sitzt irgendjemand. Das hat noch mal eine eigene Kraft. Und wir merken, dass Menschen, die einmal da waren, gerne wiederkommen, weil ihnen das anscheinend etwas gibt, ihnen guttut, Kraft gibt.
DOMRADIO.DE: Viele kommen also wieder. Ist das auch eine Möglichkeit, Menschen wieder von Kirche neu zu begeistern?
Hasselmeyer: Ja, ich glaube schon. Denn viele Gemeinden nehmen immer wieder neue, vor allem Jugendliche, mit. Manchmal haben sie es in der Firmvorbereitung mit drin. Es kommen auch Menschen, die sagen, ich bin überhaupt nicht gläubig oder ich gehöre gar nicht zur Kirche. Oder sie sagen, ich bin hier mal zufällig gelandet und jetzt schon das zweite oder dritte Mal da, weil da etwas vom Kern von Kirche und Glaube deutlich wird. Dieses Beten, die Verbundenheit zu den anderen Anwesenden, aber auch nach da oben. Das wird in dem, was man sonst von Kirche mitbekommt, oft nicht spürbar. Da schon.
DOMRADIO.DE: Wenn man vorbeikommen möchte, muss man sich vorher angemeldet haben?
Hasselmeyer: Jeder darf gerne kommen! Wenn der Dom voll ist, ist er voll. Wir bitten darum, wenn man mit einer größeren Gruppe kommt, uns vielleicht eine kurze Email zu schreiben, damit wir in etwa ein Gefühl für die Anzahl bekommen und am Ende auch genug Kerzen dahaben.
Das Interview führte Tobias Fricke.