DOMRADIO.DE: Wie fühlt sich der erste Tag nach einer solchen Festwoche an? Glücklich, zufrieden oder doch geschlaucht, weil es anstrengend war?
Monsignore Joachim Göbel (Dompropst am Hohen Dom zu Paderborn): Ehrlich gesagt, von allem ein bisschen. Es ist etwas komisch. Auf einmal ist alles wieder ruhig. Es geht von hundert auf null. Man weiß noch nicht, ob man sich freut oder es vermisst. So fühlt sich die erste Woche danach immer an und es ist die Aufgabe der ersten Woche, das herauszufinden.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie in den Gesprächen mit den Menschen vor Ort erfahren?
Göbel: Viele Gäste sagen, dass das Klima und die Stimmung sehr freundlich seien. Entgegen allen Vorbehalten seien die Westfalen doch sehr offen und zugewandt. Das hört man immer wieder von den Gästen. Gestern habe ich mich bei einem Rundgang unter anderem mit den Marktbeschickern, also den Händlern auf dem Pottmarkt, gesprochen. Zu ihrer Zufriedenheit mit der finanziellen Situation kommt auch, dass Sie sich wohlfühlen.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Stimmung während der Festtage wahrgenommen?
Göbel: Die Stimmung war durchgehend gut. Natürlich waren viele auf den neuen Erzbischof gespannt. Er war bei seinem ersten Liborifest sehr präsent und hat viele Gottesdienste selbst gefeiert, die in den vorherigen Jahren andere übernommen hatten. Die Stimmung in der Stadt war wie jedes Jahr fröhlich. Einmal hat es geregnet. Einmal war es zu heiß. Das gehört genauso dazu.
DOMRADIO.DE: Für Erzbischof Udo Markus Benz war Libori 2024 eine Premiere. Wie hat er sich geschlagen?
Göbel: Er hat sich gut geschlagen. So waren die Rückmeldungen, die ich von vielen Leuten gehört habe. Er hat eine andere Art, auf Leute zuzugehen. Das ist sein heimatliches Naturell. Trotzdem hat er das Motto des Liborifestes in seinen Predigten ausgezeichnet aufgenommen und auch immer wieder neu umspielt. Er war an vielen Orten sehr präsent. Manchmal hat man den Eindruck, dass er rund um die Uhr da war. Er hat sich sehr gut eingefügt und das wird von den Menschen geschätzt.
DOMRADIO.DE: Das Liborifest ist ein Fest der Freude, des Friedens, des Glaubens und des Miteinanders. Gleich am Eröffnungswochenende kam es jedoch zu einem Streit mit Todesfolge. Ein 71-jähriger Mann kam ums Leben. Wie nachdenklich hat Sie dieser Zwischenfall gemacht?
Göbel: Das ist etwas, das wir in dem Ausmaß von Libori nicht kennen. Es war wohl mehr ein Unfall, der aus einer kleinen Rangelei entstanden ist. Das war kein gutes Schlaglicht. Ich war froh, dass sich der Erzbischof sofort dazu geäußert hat und sein Bedauern ausgesprochen hat.
DOMRADIO.DE: Zum Abschluss haben Sie gestern den bisherigen Paderborner Weihbischof und künftigen Bischof von Osnabrück, Dominicus Meier, offiziell verabschiedet. Das war noch mal sehr emotional, oder?
Göbel: Das war emotional, richtig. Er hat hier lange und in vielen Funktionen gearbeitet. Vor allen Dingen ist die Abtei Meschede sozusagen seine Heimat. Es ist auch für ihn ein ziemlicher Schritt. Wir Paderborner haben ein bisschen Routine darin, einen Bischof nach Osnabrück abzugeben. Auch seinen Vorgänger in Osnabrück hatten wir abgeben müssen.
Es folgt also ein Paderborner auf den nächsten. Der Osnabrücker Weihbischof Wübbe ist hier gewesen, um ihn in Empfang zu nehmen. Der Erzbischof hat sehr gut gepredigt und sein Wirken und was ihn hier ausgemacht hat, zusammengefasst. Ich glaube, dass er jetzt gut und in Frieden ziehen kann.
Das Interview führte Carsten Döpp.