Ein vatikanisch-chinesischer Kongress in Rom ist für die kommende Woche angekündigt worden. Das vatikanische Presseamt verbreitete am Dienstag eine entsprechende Mitteilung der Päpstlichen Universität Urbaniana und des römischen Pressedienstes Fides.
An dem Symposium am 21. Mai nehmen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der philippinische Kurienkardinal Luis Tagle teil, dessen Großvater mütterlicherseits aus China stammt. Papst Franziskus wird mit einer Videobotschaft präsent sein.
Aus der Volksrepublik China werden Professorin Zheng Xiaoyun und Professor Liu Guopeng teilnehmen; beide sind Mitglieder der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
1924 erstes Teil-Konzil der katholischen Kirche in China
Zudem wird der katholische Bischof von Shanghai, Joseph Shen Bin, bei dem Kongress erwartet. Er ist zugleich Vorsitzender des von der Regierung in Peking anerkannten "Kollegiums der chinesischen katholischen Bischöfe". Seine Versetzung auf den wichtigen Bischofssitz von Shanghai durch die staatlichen Behörden im vergangenen Jahr wurde vom Vatikan erst nachträglich anerkannt.
Thema der Veranstaltung ist das erste Teil-Konzil der katholischen Kirche in China, das 1924 in Shanghai stattfand. Es stellte einen Wendepunkt in der politischen Orientierung der katholischen Kirche in China dar, die bis dahin eng mit den europäischen Kolonialmächten verbunden war.
Die daraus resultierende Bewertung der katholischen Kirche als "fremde Macht" wirkt bis heute in den konfliktreichen vatikanisch-chinesischen Beziehungen nach. In Shanghai wurde vor 100 Jahren versucht, eine stärker lokal orientierte und in China verankerte Kirche aufzubauen.
Konzil war "Schlüsselereignis"
In der Ankündigung der Päpstlichen Universität zu dem Kongress heißt es, die Bischöfe und Missionare in China hätten damals betont, dass der Glaube an Christus in keinem Land der Erde ein Fremdkörper sei.
Sie hätten deutlich gemacht: Christ zu werden bedeute nicht, sich der Macht eines ausländischen Staates zu unterstellen und sich den Gesetzen des eigenen Landes zu entziehen.
Deshalb habe das Konzil von Shanghai den Aufbau einer Kirche mit einheimischen Priestern und Bischöfen zu fördern versucht und dazu beigetragen, die koloniale Mentalität hinter sich zu lassen. Es sei daher bis heute aktuell.
Dazu gehöre auch, dass es synodale Strukturen und den Aufbau von katholischen Laienvereinigungen empfohlen habe. Die Kirchenversammlung des Jahres 1924 sei bis heute ein "Schlüsselereignis im einmaligen Weg der katholischen Kirche im heutigen China."
Nach der Machtübernahme der kommunistischen Partei auf dem chinesischen Festland 1949 war die römisch-katholische Kirche zunächst über Jahrzehnte verboten. Erst unter Papst Benedikt XVI. (2005-2103) folgte eine vorsichtige Annäherung.
Dennoch gibt es bis heute keine regulären diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und dem Vatikan. Die Ernennung von katholischen Bischöfen in China wird durch ein Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik geregelt, das unter Papst Franziskus zustande kam.